Freitag, 4. Juli 2008

Erfolgreicher Tauchvorstoß im Radaubach-Ursprung

Robert Seebacher

Am 24.06.2008 wurde durch den Verfasser ein neuerlicher Tauchvorstoß in die Quellhöhle des Radaubaches bei St. Wolfgang/OÖ durchgeführt. Bereit 2003 gelang es diesen Siphon auf eine Länge von 64 m bei einer Tiefe von knapp 6 m zu erforschen und zu vermessen (Siehe Mitteilungen des VHO, Ausgabe 2007).
Nun gelang es weiter unter Wasser vorzustoßen und nach insgesamt 91 m Tauchstrecke in einem Wasserführenden Canyon aufzutauchen.
Die Gesamtlänge des Radaubach-Ursprungs beläuft sich nach dieser Tour auf knapp 100 m. Der neu entdeckte Canyon, aus dem das Wasser des Radaubaches kommt ist ein interessanter Ansatzpunkt für weitere Forschungen.


„Da in der Nacht zum 24. Juni im Salzkammergut starke Unwetter niedergegangen waren zögerte ich kurz und überlegte, die geplante Tour abzusagen. Da ich aber aufgrund der Beschaffenheit des Bachbettes auf ein moderates Schüttungsverhalten der Quelle tippte, beschloss ich auf alle Fälle nach Radau zu fahren. Sollten die Bedingungen zum Tauchen nicht passen, wäre es auf alle Fälle wenigstens interessant die Höhle mal bei Hochwasser zu beobachten.
Gemeinsam mit Hans Putz, sowie mit Resi und Erwin Hüttner führen wir gegen 10:00 Uhr von Bad Mitterndorf in Richtung Oberösterreich ab. Bereits der Anblick der Ödenseetraun, die sich als kakaobraune Masse in Richtung Bad Aussee wälzte ließen erneut Zweifel aufkommen. Auch diverse Traun-Zuflüsse und die Ischl führten noch Hochwasser. In Radau beseitigte aber ein Blick in den gemächlich neben der Straße dahinplätschernden Radaubach jegliche Zweifel. Die Schüttung war gering (ca. 30 l/s) und das Wasser wie gewohnt Glasklar.
So verteilten wir kurz darauf am Beginn einer steilen Forststraße die Ausrüstung und begannen mit dem etwa 40-minütigen Aufstieg zur Höhle. Nachdem wir die knapp 200 Höhenmeter zum Portal hinter uns gebracht hatten, legte ich die Tauchausrüstung an. Als Atemgerät benutzte ich ein 2 x 4 l Rückengerät, sowie eine zusätzliche 4 l Flasche, welche ich seitlich an der Vergurtung befestigte. Ein Neopren-Trockentauchanzug schützte mich vor dem 6° kalten Wasser.


Erwin begleitete mich noch 8 m weit in die Höhle bis zum Siphon um zu fotografieren. Dort tauchte ich gegen 12:00 Uhr in das extrem klare Wasser. Meine vor mehr als 5 Jahren verlegte Führungsleine war vollkommen unbeschädigt und führte mich ohne Schwierigkeiten zum Forschungsendpunkt von 2003. Lediglich die zwei Engstellen hielten mich etwas auf, wenngleich deren Überwindung trotz der zusätzlichen Tauchflasche erstaunlich gut funktionierte. Auf der Höhlensohle liegt in einigen Abschnitten Schutt. Meist ist der bis zu 2 m breite und im Schnitt 1 m hohe Unterwassergang aber vollkommen sedimentfrei. Der helle Fels, die schönen Gangformen und die hervorragende Sicht machen diesen Siphon zu einem der schönsten, die ich je gesehen habe.
Vom Umkehrpunkt 2003 führte mich die Höhle wieder durch eine perfekte, 2 m breite und etwa 1m hohe sedimentlose Druckröhre leicht steigend zu einer neuerlichen Engstelle. Nachdem ich dort einige Steine zur Seite geräumt hatte, glitt ich durch die Verengung in einen wieder geräumigeren Höhlenabschnitt hinunter. Hier erreicht der Gang erneut eine Breite von 2 m bei einer Höhle von etwa 1,5 m. Ich befestigte die Tauchleine an einer massiven Sanduhr und setzte meinen Weg weiter ins Höhleninnere fort. Doch plötzlich schien die Höhle zu enden. Der schöne horizontale Gang wird hier abrupt durch eine senkrechte Höhlenwand beendet. Ein Blick nach oben verriet mir den Weiterweg, wo eine bewegte Wasserfläche das Ende des Siphons ankündigte. Ich tauchte 4 m senkrecht nach oben und durchstieß nach insgesamt 91 m Tauchstrecke in einer etwa 1 m breiten Kluft die Wasseroberfläche. Der erste Siphon des Radaubach-Ursprungs war überwunden. Der Höhlenbach fließt hier von einem schmalen Canyon kommend in den kleinen Höhlensee. Bei der nächsten Tour geht es also über Wasser weiter.
Beim Zurücktauchen vermaß ich die neu entdeckte Passage und erreichte nach etwa 1 Stunde wieder den Eingang der Höhle.
Der Abstieg gestaltete sich ungleich weniger anstrengend wie der Aufstieg und wir erreichten nach etwa 20 Minuten das Auto.
Bei der Rückfahrt machten wir noch einen kurzen Halt beim Agathawirt, wo wir einen schönen und erfolgreichen Forschungstag ausklingen ließen.“

DANK: Besonderen Dank gebührt Theresia und Erwin Hüttner, sowie Hans Putz, die mir beim Transport der schweren Tauchausrüstung behilflich waren.
Fotos: Theresia und Erwin Hüttner.

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