In Zuge der internationalen Zusammenarbeit des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier mit dem Verein Espilat (Teheran) konnten die Vermessungsarbeiten in der Ghar-e-Bournic fortgesetzt werden.
Vom 29. bis 30.11.2012 wurde von Mehran Hamidi und Ernest Geyer ein Kurzforscherlager in die Ghar-e-Bournic durchgeführt. Das Biwak wurde wie bereits im vergangenen Jahr vor dem Eingangsbereich der Höhle aufgeschlagen.
Am ersten Forschungstag wurde mit der Vermessung der großräumigen Fortsetzung bei der sog. Löwenhalle (Talar-e-Schir) begonnen. Dieser anschließende Höhlenteil hat beachtliche Dimensionen - die sog. Monsterhalle (Talar-e-Heijula), benannt nach einer Tropfsteinformation, die einem geöffneten Maul ähnelt, erstreckt sich über eine Länge von bis zu 70 m bei einer Breite von bis zu 30 m und einer Raumhöhe bis zu 12 m. Riesige Versturzblöcke bedecken den Hallenboden. Am südwestlichen Hallenende setzt sich die Höhle weiter fort. Ein Stalagmitenzaun (Parchin-e-Stalagmit) bildet die Grenze zum sog. Wunderland. Das Wunderland (Sarzamin-e-Adjayeb) ist ein unübersichtlicher Höhlenteil mit starker Versinterung – dieser Bereich ist mit zahlreichen Tropfsteinen und -säulen sowie partiell mit einem großflächigen Excentriquesüberzug versehen. Weiterführende Höhlenteile sind unschliefbar bzw. versintert. Die nördliche Fortsetzung der Monsterhalle erstreckt sich über eine Länge von 40 m und endet an einem ca. 20 m tiefen Schacht, der als vielversprechende Fortsetzung angesehenen werden kann.
Am zweiten Forschungstag wurden sämtliche Seitengänge in der Monsterhalle aufgearbeitet sowie die nördliche Fortsetzung der Löwenhalle vermessen. In diesem Gangteil wurde auch der Beginn eines unterlagernden Schachtsystem vermessen – eine mögliche Verbindung in die großräumige Stalagmitenhalle (Talar-e-Stalagmit)? Aufgrund der akuten Einsturzgefahr wurde das weiterführende Schachtsystem nicht befahren. Insgesamt wurden 779 m vermessen - die Ganglänge der Höhle erhöhte sich dabei um 715 m auf 3473 m bei unveränderter Vertikalerstreckung von 237 m (+47 m, -190 m). Die Ghar-e-Bournic, aktuell längste Höhle der Provinz Teheran, reiht sich nun in der Statistik als viertlängste Höhle des IRAN ein. Offene Fortsetzungen, die das Ziel der nächsten Forschungsfahrt sein werden, lassen noch weiteres Neuland erwarten.
Im Zuge dieser Iranreise des Verfassers wurde beim Espilat-Vereinsabend ein gut besuchter Vortrag zur Höhlenforschung in Österreich mit Vorstellung des VHO-Projekts „Sub Glacies“ abgehalten.
Weiters gab es ein ausführliches Gespräch mit Roshan Aminnia vom Speleological Department der Iran Mountaineering Federation über die internationalen Zusammenarbeiten bzgl. Höhlenforscherausbildung - (bereits durchgeführte Ausbildungsmodule: Geologie, Höhlenrettung (FFS), Höhlenbefahrungstechnik (polnische Höhlenforscher) - für 2013 soll in Zusammenarbeit mit dem Verfasser ein Vermessungs- und Planerstellungsworkshop im IRAN organsiert werden.
Text: Ernest Geyer. Fotos: Ernest Geyer & Taraneh Khaleghi
Text: Ernest Geyer. Fotos: Ernest Geyer & Taraneh Khaleghi
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