Erneut fand 2016 das traditionelle
Forscherlager des VHO im Gebiet der Plankermira im Südostmassiv des Toten
Gebirges statt. In diesem Jahr erstreckte sich die Forscherwoche von 13. bis 20.
August, wobei insgesamt 8 Höhlenforscherinnen und Höhlenforscher daran
teilnahmen (Heidrun
André, Jutta Brandmeier, Andreas Glitzner, Peter Jeutter, Robin Jeutter, Pauline Oberender, Franz
Schmidt und Robert Seebacher).
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Das Team beim Aufstieg zum Basislager. Foto: R. Seebacher |
Zu Beginn der Woche war eine vier-bis
fünftägige Biwaktour in die Wildbaderhöhle (1625/150) geplant (Teilnehmer:
Heidrun André, Andreas Glitzner, Pauline Oberender und Robert Seebacher). Ziel
der Tour wäre das aktive Tiefensystem gewesen. Leider ließen die äußerst
unsichere Wetterlage und die allgemein hohe Schüttung keinen Abstieg zu.
Stattdessen wich das Team spontan auf das Ostsystem der Höhle aus. Hier konnte
in rund 400 m Tiefe ein optimaler Biwakplatz gefunden und eingerichtet werden.
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Der gemütliche neue Biwakplatz im Ostsystem der Wildbaderhöhle. Foto: R. Seebacher |
Drei Forschungstouren führten von dort an
die so genannte Ostfront, wo eine Schachtquerung eingebohrt wurde. Dahinter war
es möglich, 445 m teils schwieriges Neuland zu vermessen. Die neu erforschten
Teile ziehen wieder nach Westen, zurück in Richtung Erwin-Hüttner-Dom; eine
Verbindung konnte hier aber knapp noch nicht hergestellt werden.
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Schachtquerung an der "Ostfront". Foto: R. Seebacher |
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Neu entdeckte Gangpassagen in Richtung Westen. Foto: R. Seebacher |
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An der "Ostfront". Foto: R. Seebacher |
Am östlichsten Punkt erbrachte die
Einrichtung einer weiteren, schwierigen Schachtquerung den Zugang zu einer
stark bewetterten, ostziehenden Fortsetzung. Diese Stelle ist momentan die
Aussichtsreichste Fortsetzung in Richtung Osten. Die Vermessung eines im
Vorjahr erkletterten Schlotes erbrachte weitere 32 m Länge.
Am dritten Forschungstag konnte im Bereich
des Notbiwaks am Ansatz zum Tiefensystem der Zugang zu einem großen, steil nach
oben ziehenden Gang entdeckt werden. Dieser Teil wurde in den 1980er-Jahren
bereits von französischen Höhlenforschern grob erkundet. Ein riesiger Versturz
am oberen Ende des bis zu 15 m breiten und 10 m hohen Ganges stellte das
damalige Forschungsende dar. Uns gelang jedoch die Überwindung dieses
Hindernisses. Hinter dem Versturz setzt sich der Gang großräumig weiter steil
nach oben fort und konnte noch ein Stück bis zu einer ohne Bohrmaschine
unüberwindbaren Kletterstelle verfolgt werden. Die Vermessung dieses
Höhlenabschnittes erbrachte weitere 240 m. Somit konnten in der Wildbaderhöhle
insgesamt 717 m neu vermessen werden. Die Gesamtlänge erhöhte sich dadurch auf
knapp 8,2 km.
Am 18. August konnte die nur rund 50 m vom Oberflächenbiwak entfernt gelegene Schachthöhle „Faultier“ (1625/544) erforscht und vermessen werden. Dazu musste zuerst ein großer, sperrender Block am Eingang mit Treibkeilen zerlegt und entfernt werden. Von dort gelang der Abstieg in einen schönen Schacht. Mit Stufen von 9 m, 35 m, und 6 m führt die leicht bewetterte Höhle bis in 64 m Tiefe. Dort war an einer unüberwindbaren Engstelle aber leider Schluss. Insgesamt konnte das Faultier auf 78 m Gesamtlänge vermessen werden. Die Überwindung der Engstelle am Tiefsten Punkt scheint mit etwas Aufwand durchaus möglich.
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Am Eingang der Schachthöhle "Faultier". Foto: R. Seebacher |
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Abstieg in den 35 m-Schacht im Faultier. Foto: R. Seebacher |
Am Ende der Forscherwoche konzentrierten
sich die Arbeiten auf das Gebiet südöstlich des Hochweiß-Gipfels (2158 m). Hier
konnten mehrere aussichtsreiche Objekte neu entdeckt und teilweise erkundet
werden. Der beeindruckende Echocanyon (1625/545) wurde auf rund 50 m Länge
befahren und im Höhlenkataster aufgenommen. Weiters wurde mit der Vermessung
der stark bewetterten Augensteinhöhle (1625/175) begonnen. In einer langen Tour
gelang es die bisher undokumentierten Horizontalteile vom Eingang bis zum Schachtsystem
aufzunehmen.
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Im Horizontalteil der Augensteinhöhle. Foto: R. Seebacher |
Weiters erfolgte der Abstieg durch den 60m-Direktschacht und den
30 m tiefen Kluftschacht bis zu einem Versturz in 127 m Tiefe. Leider konnte in
diesem Höhlenteil keine weitere Fortsetzung entdeckt werden. Dennoch wurden
diese Teile neu vermessen, wodurch sich für die Augensteinhöhle eine Gesamtlänge
von 260 m ergibt. Die aussichtsreichste Fortsetzung stellt ein Schlot am Ende
des Horizontalteiles dar. Es scheint, dass die gesamte Wetterführung von dort
kommt.
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Der 60 m-Schacht in der Augensteinhöhle. Foto: R. Seebacher |
Alles in Allem konnten in dieser Woche, 1055
m an Höhlenpassagen neu aufgenommen werden. Das weiter vorhandene, sehr große
Potenzial motivierte die Teilnehmer auch für das Jahr 2017 eine Forscherwoche
in diesem hoch interessanten Gebiet zu planen.
Nach dem anstrengenden Abstieg fand die
Forscherwoche in der Steinbrecherhütte traditionsgemäß bei Bratl und Bier einen
gemütlichen Ausklang.
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Das Forschungsteam nach der erfolgreichen Tour in die Augensteinhöhle. Foto: R. Seebacher |
Gedankt sei allen, die uns zur
Durchführung des Forscherlagers unterstützt haben. Besonderer Dank gebührt wieder
folgenden Personen und Institutionen: Öderer Almgenossenschaft, Österr.
Bundesforste AG, Tauplitz Alpgenossenschaft sowie Renate und Albert Sonnleitner
von der Steinbrecherhütte.
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