Im August 2017 fand das traditionelle
Forscherlager des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier (VHO) bereits zum
fünften Mal im Gebiet der Plankermira im Südostmassiv des Toten Gebirges statt.
Der Aufstieg zum Basislager in 2040 m
Seehöhe erfolgte am 12. August. Witterungsbedingt musste leider bereits am 18.
August wieder abgestiegen werden. Dennoch war die Woche sehr erfolgreich.
Es nahmen insgesamt 8 Höhlenforscherinnen
und Höhlenforscher daran teil (Heidrun André, Ernest Geyer, Andreas Glitzner,
Peter Jeutter, Robin Jeutter, Rebecca Lawson, Pauline Oberender und Robert
Seebacher).
Am Beginn des Lagers stand eine viertägige
Biwaktour in die Wildbaderhöhle (1625/150) auf dem Programm (Teilnehmer:
Heidrun André, Andreas Glitzner, Rebecca Lawson, Pauline Oberender und Robert
Seebacher). Ziel der Tour war die weitere genaue Erforschung und Dokumentation
des Tiefensystems der Höhle. In diesem vorwiegend vertikal entwickelten
Höhlenteil stießen die französischen Forscher in den 1980er-Jahren in rund 850
m Tiefe auf einen riesigen, fossilen Gangabschnitt. Die Vermessung der Schächte
wurde damals aber aufgrund der schwierigen Verhältnisse bereits in rund 650 m
Tiefe abgebrochen. Auch der Gang blieb bis dato unvermessen.
Das VHO-Team biwakierte im Horizontalteil
in 400 m Tiefe, wo schon im Vorjahr ein geeigneter Platz im Ostsystem
eingerichtet werden konnte.
Der große Gang in der Tiefe der Wildbaderhöhle rund 880 m unter dem Eingang. Foto: R. Seebacher |
Trotz ziemlich großer Wasserführung in den Schächten
gelang es einem Dreierteam mit Hilfe von Neoprenanzügen das Schachtsystem
vollkommen einzubauen und zu vermessen. Ein Glücksfall war die Entdeckung einer
Parallelstrecke zwischen – 706 m und – 770 m. Dadurch war die „trockene“
Umgehung zweier besonders nasser Schachtstufen möglich. In einer Tiefe von 840
m mündet das Schachtsystem in eine große Halle. Total durchnässt und
durchgefroren beendete das Team hier die Vermessung am Beginn einer beeindruckenden,
in 2 Richtungen führenden, fossilen Passage. Der letzte Messpunkt befindet sich
870 m unter dem Eingang. Insgesamt konnten 220 m unter schwierigsten
Verhältnissen vermessen werden. Bei der Erkundung des Ganges konnte bis zum
bisher tiefsten, bekannten Punkt der Höhle abgestiegen werden. Dieser liegt etwa
890 – 900 m unter dem Eingang. Dieser Wert muss aber noch bei der nächsten Tour
durch eine genaue Vermessung bestätigt werden. Es gilt aber als bewiesen, dass die
Wildbaderhöhle deutlich tiefer, als die von den französischen Forschern
angegebenen 874 m ist. Weiters besteht die Möglichkeit, über ein in rund 15 m
Höhe gesichtetes Wandfenster, bzw. durch Graben in den beiden mit Lehm und Sand
verstopften Enden des Ganges Neuland zu entdecken.
Schön dekoriertes Neuland in der Wildbaderhöhle. Foto: R. Seebacher |
Im Horizontalsystem in 400 m Tiefe konnte
ein Aufstieg in eine Halle erschlossert werden. Ein schön mit Tropfsteinen
dekorierter Gang führt von dort in Richtung Osten bis zu einer Schachtquerung.
Hier konnten weitere 153 m vermessen werden.
Peter und Robin Jeutter widmeten sich
währenddessen der weiteren Erforschung und genauen Vermessung der Eishöhle, Gouffre de la Glacier (1625/407,
VL 96 m) und des Großer Polterschachtes (1625/125, VL 59 m). In beiden Objekten
mussten noch mehrere unbearbeitete Fortsetzungen zurückgelassen werden. Weiters
gelang die Entdeckung und Dokumentation der Schachthöhle Fleischwolf (1625/552,
GL 19 m).
Eine Tagestour mit 2 Teams führte erneut
in die Wildbaderhöhle. Hier konnte ein in -93 m Tiefe ansetzendes Schachtsystem
neu vermessen und genau dokumentiert werden (R. Lawson und P. Oberender; 131
m). Der unschliefbare Endpunkt liegt 190 m unter dem Eingang.
Das zweite Team (H. André, A. Glitzer und
R. Seebacher) bauten eine Pendelquerung zu einem noch unerforschten
Schachtfenster im Germanenschacht ein. Die Fortsetzung führte rasch in eine
chaotische Versturzzone, durch die der Aufstieg zurück in die Gr. Galerie (-120
m) gelang. Dort widmete man sich der Suche nach einer Fortsetzung dieser. Die
starke Wetterführung verschwindet hier in einem großen Versturz. Durch einen
verwinkelten Schluf konnte schließlich eine Umgehung des Versturzes entdeckt
werden. Dahinter führt der Gang mit großen Dimensionen über 100 m in Richtung
Nordosten bis zu einem neuerlichen, unüberwindbaren Versturz. Kurz davor
befindet sich aber noch ein unerforschter, stark bewetterter Schacht. Dieses
Team konnte an diesem Tag insgesamt 331 m Neuland vermessen.
Fortsetzung der Gr. Galerie. Foto: R. Seebacher |
Es ergibt sich somit für die Wildbaderhöhle ein Neuvermessungslänge
von 835 m, wodurch sich die Gesamtlänge
auf 8754 m erhöhte.
Am Ende der Forscherwoche konzentrierten
sich die Arbeiten auf das Gebiet südöstlich des Hochweiß-Gipfels (2158 m). Hier
wurde mit der Erforschung des im Vorjahr entdeckten Echocanyons (1625/545) begonnen
(P. Oberender, R. Seebacher). Nach einer geräumigen mit Eis bedeckten Halle
folgt ein kleiner Schacht und ein enger Canyon. Dahinter gelang die Entdeckung
eines sehr tiefen, trockenen Schachtes. Leider versperrt ein großer Felsblock
den Einstieg. Trotz mehrstündiger Arbeit konnte der Einstieg noch nicht
geöffnet werden. So musste die Erforschung es mindestens 100 m tiefen, deutlich
bewetterten Schachtes also auf das nächste Jahr verschoben werden. Hier besteht
die berechtigte Hoffnung, in die unweit darunter liegenden, westlichsten
Ausläufer der Wildbaderhöhle gelangen zu können. Dadurch würden sich die
Anmarschwege in diese hoch interessanten Teile beträchtlich verkürzen. Die
vermessene Gesamtlänge des Echocanyons beträgt vorläufig 86 m bei einer Tiefe
von 40 m.
Weiter westlich konnte das Hirsekäferloch
(1625/551) mit 29 m Länge vollständig erforscht und vermessen werden.
Im Echocanyon. Foto: R. Seebacher |
Insgesamt gelang es beim Forscherlager
„Plankermira 2017“ mehr als 1,1 km an Höhlenpassagen neu zu vermessen. Aufgrund
zahlreicher, noch vorhandener Fortsetzungen ist auch für das Jahr 2018 eine
Forscherwoche in diesem tollen Gebiet geplant.
Der gemütliche Abschluss der Woche fand wieder
in der Ödernalm mit Bratl, Bier und Kaiserschmarrn statt.
Gemütlicher Abschluss in der Ödernalm. |
Danke an alle, die zum Gelingen dieses
erfolgreichen Forscherlagers beigetragen haben. Ein besonderer Dank gebührt
folgenden Personen und Institutionen: Öderer Almgenossenschaft, Österr.
Bundesforste AG, Tauplitz Alpgenossenschaft sowie Renate und Albert Sonnleitner
von der Steinbrecherhütte.
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