Aufgrund der geringen Schneelage musste der Eingang nicht ausgeschaufelt werden und so gestaltete sich der Weg ins Biwak reibungslos und ohne nennenswerte Verzögerungen.
Dennoch mussten bis zum Biwak, welches in einer Tiefe von 460 m liegt insgesamt 22 Schachtstufen und mehrere Engstellen überwunden werden.
Aufgrund der extremen Trockenheit, verursacht durch den bisher sehr kalten Winter, entschlossen wir uns spontan einen kleinen Tiefenvorstoß durchzuführen. Am bisherigen tiefsten Punkt des Ozonlochs bei -591 m verschwindet der Traglbach in einem unerforschten Schachtsystem. Der Bach weist meist eine sehr hohe Schüttung auf, welche im Frühjahr und Sommer in den 100 l-Bereich anschwellen kann. Aus diesem Grund ist die Befahrung dieses Höhlenteiles meist gar nicht möglich und lebensgefährlich.
Da sich nun aber ideale Verhältnisse boten, stieg man am nächsten Morgen zum Traglbach ab, um dessen Lauf weiter in die Tiefe zu verfolgen.
Der anfangs eher kleinräumige Canyon wird bald größer und weitet sich zu einer eindrucksvollen Folge von bis zu 20 m hohen Wasserfallstufen. Obwohl eine Schüttung von weniger als 1 l/s herrschte war es mehrmals schwierig dem Wasser vollkommen auszuweichen. In einer Tiefe von 650 m war dann das mitgebrachte Seil zu Ende. Unter Zuhilfenahme der Steigschlingen und der Sicherungsschlingen war es dann noch möglich eine kurze glatte Felsstufe zu überwinden.
Darunter gelangten die beiden durch einen horizontalen, blankpolierten Canyon zum Ansatz eines mächtigen Schachtes. Dieser Punkt liegt bereits 661 m unter dem Eingang. Der Schacht, welcher Silberschacht genannt wurde, ist mindestens 30 m tief und hat einen Durchmesser von 8 m.
Nachdem wir alle Seile wieder ausgebaut und bis 590 m Tiefe aufgestiegen waren vermaßen wir noch einen dort ansetzenden, kleinen Seitengang. Dieser führte in einen herrlich mit schneeweißem Sinter und Exentriques geschmückten Raum, die Schatzkammer. Dabei handelt es sich um den bisher am schönsten mit Sinter geschmückten Höhlenteil des gesamten DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystems.
Nach einer ausgiebigen Fotodokumentation dieses herrlichen Teiles stieg man zufrieden und müde wieder bis ins Biwak auf.
Am zweiten Forschungstag ging es dann nochmals hinunter auf -530 m, wo eine schon lang bekannte, engräumige, jedoch stark bewetterte Fortsetzung auf ihre Erforschung wartete.
Hier gelang es über ein kleinräumiges Überführungsrohr in einen Gang mit etwa 2 m Durchmesser zu gelangen. Nach einem 16 m tiefen Abstieg und einer Schachtquerung konnte hier eine Verbindung zum Traglbachsystem im Bereich des Unbegehbaren Gangs hergestellt werden.
Vor der Querung führt ein schöner phreatischer Gang mit durchschnittlich 3 m Durchmesser weitere 100 m in Richtung Süden. Dort musste an einer kleinen Kletterstelle, welche ohne Seil nicht mehr überwindbar war umgekehrt werden.
Insgesamt erbrachte diese erfolgreiche Forschungstour 457 m Neuland, wodurch die vermessene Gesamtlänge des DÖF-Sonneleiter-Höhlensystems auf 22.694 m anwuchs. Zahlreiche interessante Fortsetzungen bieten noch weiteres Forschungspotenzial in diesem Höhenbereich.
Für logistische Unterstützung bei der An- und Abreise sei an dieser Stelle besonders der Tauplitz-Alpenstraßen-GmbH & Co KG und Hans Stieg gedankt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen