So wie auch im Vorjahr veranstaltete der VHO
seine alljährliche Forschungswoche im Bereich der Plankermira im Südostmassiv
des Toten Gebirges. Diesmal biwakierten in der Zeit von 09. bis 17. August insgesamt
8 Höhlenforscherinnen und Höhlenforscher in über 2000 Meter Seehöhe. Bewährter
Stützpunkt war wieder die Schutzhöhle am Hochweiß (1625/74) in der auch das
Gemeinschaftszelt aufgebaut wurde. Die Teilnehmer waren: Heidrun André, Matthias
Conrad, Andreas Glitzner, Peter Jeutter, Rebecca Lawson, Neil Pacey, Thomas
Schneider und Robert Seebacher.
Blick vom Lagerplatz zum Grimming. Foto: R. Seebacher |
Gemeinschaftszelt in der Biwakhöhle 1625/74. Foto: R. Seebacher |
Hauptaugenmerk war auf die weitere
Erforschung der Wildbaderhöhle gelegt. Hier war es im Vorjahr bereits möglich
3,6 km an Gängen und Schächten zu vermessen. In diesem Jahr gestaltete sich die
Forschung aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen aber sehr schwierig. Um
in dieser Höhle zu den bisher unerforschten Teilen vorzudringen, ist es
notwendig, über 360 m tief über teils aktive Schachtsysteme abzusteigen. Aufgrund
der äußerst nassen Witterung hatten die Teilnehmer immer wieder mit
Wassereinbrüchen zu kämpfen.
Eingang der Wildbaderhöhle. Foto: R. Seebacher |
Der Grund des 150 m tiefen Germanenschachtes. Foto: R. Seebacher |
Die Forschungen konzentrierten sich in
diesem Jahr auf die weitere Erforschung des ausgedehnten Horizontalteiles in
rund 1600 m Seehöhe. Hier führt vom Grund der Zustiegs-Schachtserie ein
gewaltiges Canyonsystem sowohl in Richtung Osten als auch in Richtung Westen.
Im Osten konnte nach Erklettern einer 15 m
hohen Stufe ein stark bewetterter, geräumiger Gang mit ebenem Lehmboden
erreicht werden (Zuckerbrot und Peitsche). Dieser führt über eine
Schachttraverse hinweg ohne jegliches weitere Hindernis bis zu einem Versturz.
Ein Ausräumversuch an diesem Versturz brachte einem Expeditionsmitglied
kurzfristig starke Adrenalinwerte, als sich aus einer nur ¼ m² großen Öffnung
plötzlich murenartig große Mengen an Material in den kleinen Raum ergoss, in
dem er sich befand. In kürzester Zeit wurde der Zugang zu diesem Raum verstopft,
wodurch sich dieser rasch zu verfüllen begann. Nach einigen bangen Minuten in
Gefangenschaft, gelang es den herbeigeeilten Kameraden, den Ausgang wieder
freizulegen.
Der neu entdeckte Gang "Zuckerbrot und Peitsche" im Ostteil der Höhle. Foto: R. Seebacher |
Über kleinräumige Röhren und Canyons war
es im Bereich der erwähnten Schachttraverse jedoch möglich eine Verbindung zum
im Vorjahr entdeckten, darunterliegenden aktiven Teil herzustellen. Dort wurden
die Forschungen durch einen Siphon gestoppt. Eine Schachttraverse und ein
glitschiger Aufstieg (Fight the slyme) gewährte schließlich den Zugang zu
weiteren in Richtung Osten ziehenden Höhlenteilen. Dieser Bereich ist deutlich
bewettert und stellt den bisher östlichsten erreichten Punkt in dieser Höhle
dar (Ostfront). Es besteht also immer noch die Chance weiter in Richtung
DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem vorzudringen.
Die Forschungen in Richtung Westen
gestalteten sich ebenso sehr aufwändig. Hier war es möglich einem neu
entdeckten Kluftgang insgesamt 350 m weit zu folgen (Telegraph road). Dazu
mussten aber zahlreiche Schachttraversen eingerichtet werden. Die Passage ist
sehr stark bewettert und führt fast schnurgerade und vollkommen ohne
Niveauänderungen nach Westen. Endpunkt der Forschungen ist erneut eine
Schachttraverse. Dahinter dürfte sich der Gang erneut weiter fortsetzen.
Eine der vielen Schachttraversen in der "Telegraph road". Foto: M. Conrad |
Ein geplanter Abstieg in das Tiefensystem
der Höhle musste aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen auf den Herbst
verschoben werden.
Bei Oberflächenbegehungen im Bereich des
Ostabfalles der Plankermira und des Gebietes östlich des Lagers gelang es
zahlreiche neue Höhlen zu entdecken und mittels GPS einzumessen.
Die Blaufisch-Höhle (1625/533) wurde
vollständig erforscht und auf eine Länge von 50 m vermessen. Weiters war es
möglich, den zwischen den Zeltplätzen gelegenen Firnkegelschacht (1625/128) vollständig
zu vermessen.
Abstieg in den Firnkegelschacht (Biwakschacht). Foto: M. Conrad |
Insgesamt konnte man in diesem Jahr, rund
1,5 km an Neuland aufnehmen. 1,3 Km davon entfallen auf die Wildbaderhöhle,
wodurch sich die dokumentierte Länge dieser hoch interessanten Höhle auf 4.915 m (GML: 5.054m) erhöhte. Die
Horizontalerstreckung stieg auf 872 m.
Nach dem Abstieg fand die Forscherwoche
2014 in der urigen Steinbrecherhütte bei Bratl und Bier einen gemütlichen
Ausklang.
Aufgrund des noch reichlich vorhandenen
Forschungspotenzials wird der Verein auch 2015 eine Forscherwoche in diesem
Gebiet organisieren.
Wieder im Tal angekommen. Foto: A. Sonnleitner |
Ein Dank an Alle, die für den Erfolg des Lagers
„Plankermira-2014“ beigetragen haben. Besonderer Dank gebührt folgenden
Personen und Institutionen: Öderer Almgenossenschaft, Österr. Bundesforste AG,
Tauplitz Alpgenossenschaft sowie Renate und Albert Sonnleitner von der Steinbrecherhütte
in der Ödernalm.
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