Ende Februar 2021 unternahmen Andreas Glitzner, Christoph Peer und Robert Seebacher eine insgesamt 91-stündige Forschungstour in die Wildbaderhöhle im Bereich Hochweiß-Plankermira im Südostmassiv des Toten Gebirges. Die Tour musste im Winter durchgeführt werden, da das Tiefensystem der Höhle im Sommer stark wasserführend ist. Bei Regenfällen kann die Schüttung stark anschwellen und bei Gewittern sogar lebensbedrohliche Ausmaße erreichen.
Zustieg mit Tourenschi von der Tauplitzalm. Blick zur Hochweiß, Plankermira und Weiße Wand. Foto: R. Seebacher |
Nun erfolgte bei optimalen, sicheren Bedingungen ein langer, ausführlich geplanter Tiefenvorstoß. Der 6 km lange Zustieg erfolgte mittels Tourenschi von der Tauplitzalm über die Trageln zum auf ca. 2000 m Seehöhe gelegenen Eingang. Am selben Tag stieg das Team über bis zu 153 m tiefe Schächte und Canyons bis zum ersten Biwak in knapp 400 m Tiefe ab. Am nächsten Tag ging es dann weiter über nasse Schächte und durch Engstellen bis zu einem großen Gang in 870 m Tiefe. Dort wurde ein weiteres Biwak eingerichtet um von dort aus die weiteren Forschungen durchführen zu können.
Blick vom Eingang zu den Trageln. Foto: R. Seebacher |
Bereits im Herbst 2019 gelangten Heidrun André, Andreas
Glitzer, Christoph Peer und Robert Seebacher bis zu einem Schachtabbruch in 916
m Tiefe. Dort musste damals wegen Zeit- und Seilmangels umgekehrt werden.
Im Germanenschacht. Foto: R. Seebacher |
Das Biwak "Komfortzone" in gr. Gang rund 870 m unter dem Eingang. Foto: R. Seebacher |
Nun konnte mit 200 m zusätzlichem Seil der Abstieg weiter
fortgesetzt werden. Über mehrere bis zu 60 m tiefe Schachtstufen führte der Weg
weiter ins Unbekannte bis schließlich exakt mit dem letzten Meter Seil ein blau
schimmernder Höhlensee erreicht wurde.
In rund 1000 m Tiefe. Foto: R. Seebacher |
Es ist bei dieser Tour also gelungen, in einem gewaltigen
Schachtsystem ausgehend vom Eingang auf 1998 m Seehöhe bis zum
Karstwasserspiegel in rund 916 m Seehöhe abzusteigen. Der große Endsiphon
befindet sich insgesamt 1082 m unter dem Einstieg und liegt bereits rund 300 m
tiefer als die Ödernalm.
Die jüngsten Forschungen
erbrachten nicht nur den tiefsten Höhlenabstieg sonder auch interessante neue
Erkenntnisse über die Geologie und die Hydrologie des Toten Gebirges.
A. Glitzner, C. Peer und R. Seebacher am Endsiphon in 1082 m Tiefe. |
So konnte festgestellt werden,
dass in diesem Gebiet ein relativ großflächiger Grundwasserspiegel in etwas
mehr als 900 m Seehöhe vorhanden ist. Bereits im Jahre 2002 gelang es
Peter Jeutter und Robert Seebacher etwa 2,6 km weiter südöstlich im Gebiet der
Trageln bis zu einem Siphon in nahezu der gleichen Tiefe abzusteigen. Das
Wasser aus diesem ausgedehnten Grundwasserspiegel fließt vermutlich zu den
westlich, bzw. östlich gelegenen Riesenkarstquellen der Stimitz bei Grundlsee
bzw. der Steyr in Hinterstoder ab. Die beiden Quellen sind 6 bzw. 7 km vom
Siphon entfernt und entspringen nur etwa 150 m tiefer am Rand des Gebirges.
Weiters wurde durch den Vorstoß belegt,
dass sich der Dachsteinkalk mindestens von den Gipfeln in 2200 m Seehöhe bis zu
diesem Wasserspiegel erstreckt und somit über 1,3 km dick ist.
Durch die Vermessung der neuen Abschnitte erhöhte sich die
Gesamtlänge der Wildbaderhöhle auf 12,3 km, wobei vor allem in den höheren
Etagen noch reichlich Neuland auf die Forscher wartet.
Glücklich zurück an der Oberfläche. Foto: R. Seebacher |
Herzlichen Dank an die Tauplitz Alpgenossenschaft, die Öderer-Almgenossenschaft, die Österr. Bundesforste AG, die Tauplitzalm-Alpenstraßen Gesellschaft, die Tauplitz Bergbahnen GmbH sowie Markus Borchia, Markus Feuchter , Kevin Gößler und Sigrid Peer für die logistische Ünterstützung.
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