Das diesjährige
Hochsommer-Forschungslager am Woising hat von 27. Juli bis 03. August
stattgefunden. Teilnehmer waren Uwe Kalmbach und Markus Kreuß (beide VHO),
sowie die beiden Schweizer Gastforscher Urs Etter und Remo Widmer (SGH Bern).
Bei herrlich hochsommerlichem Wetter sind
wir am Samstagmorgen über das Appelhaus ins Biwak aufgestiegen. Leider konnte
die Materialseilbahn wegen Wartungsarbeiten nicht genutzt werden. Bei annähernd
35 °C Lufttemperatur und schweren Rucksäcken war der 6-stündige Anmarsch nicht
unbedingt einer der angenehmsten, trotz dem kühlen Bier am Appelhaus. Aber
definitiv besser als bei Regen!
Nach dem Aufbau des Biwaks stellten wir zunächst fest,
dass auf Grund der langen Trockenheit kein Tropfwasser in der Materialhöhle und
somit auch kein Wasser vorhanden waren. Lösung für die Forschungswoche war
somit, aus der nahen Milbenstuben-Höhle Schnee zu holen und zu schmelzen – was
aber bei 35 °C auch kein Problem darstellte. Ansonsten wird uns diese
Forschungswoche auf Grund der warmen Temperaturen und dem fast vollständigen
Fehlen von Schlechtwetter sicherlich als eine der schönsten in Erinnerung
bleiben!
In dieser Woche wurden insgesamt 3 Touren in die
Hochdruckblasi-Höhle, 2 Touren ins Nervensystem, sowie eine
Oberflächenerkundung durchgeführt.
Im Hochdruckblasi wurden bei der ersten Tour weiterführende
Röhren oberhalb der Deckenhalle erkundet, vermessen und wieder ausgebaut. Alle
Röhren enden leider oberflächennah, unschliefbar eng oder verlehmt. In diesem
Teil wurden die Seile wieder ausgebaut und wir sind weiter auf das
Horizontalniveau abgestiegen.
Dort sind wir beim letzten Forschungslager auf eine
interessante Fortsetzung gestoßen. Im schönen, sandigen und trockenen
Mittelteil der Höhle lässt sich oberhalb einer Schachtquerung ein geräumiger
Gang einsehen. Diese Stufe haben wir dieses Mal in technischer Kletterei
überwunden.
Hier zieht ganz unerwartet ein zweiter Flusshöhlengang
parallel zum Hauptgang des Hochdruckblasi auf exakt gleicher Seehöhe (1640 m)
in den Berg! Wir verfolgen den Gang noch bis in eine riesige Klufthalle und
einen unübersichtlichen Bereich, welcher von mehreren Schächten zerschnitten
wird. Für heute drehen wir hier um.
Auf der zweiten Hochdruckblasi-Tour geht es ganz nach
hinten in die tagfernsten Teile: Pyramidenhalle und schwarzer Himmel.
Urs und Markus wollen eine Schachtstufe nach unten in der
Pyramidenhalle erkunden – leider fällt ein Akkubohrhammer total aus. Uwe und
Remo kommen mit neuen Seilen und der einzig verbliebenen Bohrmaschine nach. Sie
wollen im Schwarzen Himmel den nach oben führenden Gang weiterverfolgen und
müssen wegen Seilmangel auf offener Strecke umkehren. In der Pyramidenhalle
fällt uns noch ein bisher übersehenes großes Deckenloch auf, in welchem
eventuell der Hauptgang weiterführt. Dieser Tagfernste Bereich der Höhle bleibt
hochspannend und mit vielen großen Fortsetzungen.
In der dritten Hochdruckblasi-Tour haben wir die neuen
Teile im „Blasi-2-Gang“ getauften Höhlenteil vermessen und verschiedene
Fortsetzungen erkundet. Der gequerte Schacht setzt sich als Mäander nach unten
fort. Eine technische Erkletterung einer nach oben führenden Röhre endete wie
so oft verlehmt. Zwei der großen Schächte im Bereich der Riesenkluft-Halle sind
ca. 60 m tief und enden – ebenfalls wie so oft – in zu engen Mäandern. Den
großen Durchbruch bringt die Querung eines Schachtes. Hier führt der
Blasi-2-Gang in gleichbleibender Dimension weiter. An einer nächsten
Schachtquerung haben wir wegen Materialmangel umkehren müssen. Hier geht es
sehr vielversprechend weiter!
Bei der ersten Tour ins Nervensystem haben wir die alten
Eisteile besucht, um zu überprüfen, ob bestimmte Schächte und Gänge aufgetaut
sind. Leider nein – im Gegenteil scheint das Eis eher mehr zu werden.
Unabhängig davon konnten wir einige alte Seile ausbauen und für den kommenden
Tag nutzen.
Die zweite Tour ins Nervensystem haben wir genutzt, um am
östlichen Ende der Höhle im Bereich Eisaltarhalle eine nach unten führende
Kluft/Schachtzone weiterzuverfolgen. Und in der Tat scheint die alte Kluft ohne
Ende nach unten zu ziehen. Wegen Seilmangel mussten wir auf ca. 1490 m Seehöhe
umkehren. Das ist der bisher tiefste erreichte Punkt in den Höhlen am Woising.
Ein Ende haben wir weder einsehen noch durch Steinwurf erahnen können. Die
Steine fallen und fallen. Hier hoffen wir, endlich das für das Tote Gebirge
typische Riesenhöhlenniveau um 1500 m Seehöhe zu erreichen. Ferner konnten
mehrere Gangfenster eingesehen aber wegen Seilmangel nicht erreicht werden.
Fazit: Insgesamt haben wir in diesem Forschungslager 560
m Neuland erschlossert und vermessen – und an zahlreichen großen, offenen
Fortsetzungen umdrehen müssen. Die Gesamtganglänge der Hochdruckblasihöhle
erhöht sich auf 6.379 m, die des Nervensystems auf 6.374 m. Bleibt anzumerken, dass
beide Höhlen nur noch einige Meter voneinander entfernt liegen.
Text und Fotos: Markus Kreuß
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