Dienstag, 11. Dezember 2012

Forschungen im IRAN 2012 - Ghar-e-Bournic

In Zuge der internationalen Zusammenarbeit des Vereins für Höhlenkunde in Obersteier mit dem Verein Espilat (Teheran) konnten die Vermessungsarbeiten in der Ghar-e-Bournic fortgesetzt werden.
Vom 29. bis 30.11.2012 wurde von Mehran Hamidi und Ernest Geyer ein Kurzforscherlager in die Ghar-e-Bournic durchgeführt. Das Biwak wurde wie bereits im vergangenen Jahr vor dem Eingangsbereich der Höhle aufgeschlagen. 
Am ersten Forschungstag wurde mit der Vermessung der großräumigen Fortsetzung bei der sog. Löwenhalle (Talar-e-Schir) begonnen. Dieser anschließende Höhlenteil hat beachtliche Dimensionen - die sog. Monsterhalle (Talar-e-Heijula), benannt nach einer Tropfsteinformation, die einem geöffneten Maul ähnelt, erstreckt sich über eine Länge von bis zu 70 m bei einer Breite von bis zu 30 m und einer Raumhöhe bis zu 12 m. Riesige Versturzblöcke bedecken den Hallenboden. Am südwestlichen Hallenende setzt sich die Höhle weiter fort. Ein Stalagmitenzaun (Parchin-e-Stalagmit) bildet die Grenze zum sog. Wunderland. Das Wunderland (Sarzamin-e-Adjayeb) ist ein unübersichtlicher Höhlenteil mit starker Versinterung – dieser Bereich ist mit zahlreichen Tropfsteinen und -säulen sowie partiell mit einem großflächigen Excentriquesüberzug versehen. Weiterführende Höhlenteile sind unschliefbar bzw. versintert. Die nördliche Fortsetzung der Monsterhalle erstreckt sich über eine Länge von 40 m und endet an einem ca. 20 m tiefen Schacht, der als vielversprechende Fortsetzung angesehenen werden kann.
Am zweiten Forschungstag wurden sämtliche Seitengänge in der Monsterhalle aufgearbeitet sowie die nördliche Fortsetzung der Löwenhalle vermessen. In diesem Gangteil wurde auch der Beginn eines unterlagernden Schachtsystem vermessen – eine mögliche Verbindung in die großräumige Stalagmitenhalle (Talar-e-Stalagmit)? Aufgrund der akuten Einsturzgefahr wurde das weiterführende Schachtsystem nicht befahren. Insgesamt wurden 779 m vermessen - die Ganglänge der Höhle erhöhte sich dabei um 715 m auf 3473 m bei unveränderter Vertikalerstreckung von 237 m (+47 m, -190 m). Die Ghar-e-Bournic, aktuell längste Höhle der Provinz Teheran, reiht sich nun in der Statistik als viertlängste Höhle des IRAN ein. Offene Fortsetzungen, die das Ziel der nächsten Forschungsfahrt sein werden, lassen noch weiteres Neuland erwarten.
Im Zuge dieser Iranreise des Verfassers wurde beim Espilat-Vereinsabend ein gut besuchter Vortrag zur Höhlenforschung in Österreich mit Vorstellung des VHO-Projekts „Sub Glacies“ abgehalten.
Weiters gab es ein ausführliches Gespräch mit Roshan Aminnia vom Speleological Department der Iran Mountaineering Federation über die internationalen Zusammenarbeiten bzgl. Höhlenforscherausbildung - (bereits durchgeführte Ausbildungsmodule: Geologie, Höhlenrettung (FFS), Höhlenbefahrungstechnik (polnische Höhlenforscher) - für 2013 soll in Zusammenarbeit mit dem Verfasser ein Vermessungs- und Planerstellungsworkshop im IRAN organsiert werden.

Text: Ernest Geyer. Fotos: Ernest Geyer & Taraneh Khaleghi

Samstag, 1. Dezember 2012

Expedition Otavi-Mountains Namibia 2012

Im Herbst 2012 unternahmen Franz Schmidt, Andreas Wolf und Peter Jeutter vom VHO eine 12-tägige Forschungsfahrt nach Namibia. Bereits in den 1990er Jahren hatte der VHO mehrere größere Forschungsexpeditionen in das Gebiet im Norden Namibias unternommen und die Ergebnisse in Büchern publiziert. Der VHO hatte seither Kontakt gehalten und war mehrmals vor Ort. Jetzt galt es gezielt in großen Objekten weiterzuforschen und darüber hinaus Neues zu finden.
Ziel waren die Höhlen Varianto, Nosib und Temple of the Gods, so wie die weitere Prospektion im Gebiet der Farm Uisib, wo größeres Potenzial vermutet wurde.


Reibungslos kam das 3-er Team im Minenhotel in Tsumeb an und war am nächsten Tag wie geplant in der Nosib-Höhle. Es gestaltete problemlos. Der Farmer Liebenberg und seine Söhne kannten uns noch gut und die vielen Jahre schienen zeitlos vorbei gegangen zu sein. Wir bekamen einen Arbeiter als Hilfe mit und waren in kurzer Zeit am Höhleneingang. Ziel war es die CO2-Section am tiefsten Punkt der tiefsten Höhle Namibias oberhalb der Wasserspiegel zu erforschen. 1998 waren wir umgedreht lange nachdem aufgrund von Sauerstoffmangel die Karbidflamme verloschen war und wir in der „Prä-LED-Zeit“ mit gelbem Batterielicht weitergepusht haben bis uns fast schwarz vor den Augen war. Bei offenem Ende umgedreht – zum Glück! Und nun waren wir zurück mit einer 10 Liter Pressluftflasche pro Person die wir im Schleifsack abseilten und dann durch die Schlufzone transportierten bis zur großen „Baby Chamber“ welche ab Hallenmitte viel CO2 und wenig Sauerstoff hat.

Bei knapp 30 Grad Celsius und nur noch 16% Sauerstoff legten wir die Lungenautomaten und die Nasenklemmen an, dann ging es zum Endpunkt, der schon tief in der Todeszone lag. 13.9% Sauerstoff war noch beim letzten Messpunkt, den wir „Free Solo“ 1998 gesetzt hatten. Wir begannen mit der Vermessung und schätzten die hellen LED Lampen, die einen so viel besseren Eindruck von der stattlichen Halle gaben. Schon bald waren der Hallenboden und der Endpunkt erreicht. Gesamttiefe 157m – unser tiefster Tauchgang, ganz ohne Flossen und Anzug.

Tags drauf fuhren wir mit dem Wagen von Heidi und Piet Basson tief in die Berge bis auf die Farm Varianto, die uns von den beiden dankenswerter Weise für die Tage der Erforschung der Varianto Höhle überlassen wurde. Vorbei an Giraffen und unvergesslichem Bergpanorama langten wir dort an, warteten einen Regenguss ab und machten uns auf zur Höhle. In zwei Tagen vermaßen wir was noch offen war und widmeten uns ausgiebig der Fotodokumentation dieser wunderschönen Höhle mit ihren großen Räumen und Tropfsteinen. Die Varianto Höhle ist nun die dritttiefste Höhle oberhalb des Karstwasserspiegels, gleichauf mit Wakdoom (Kaokoveld).
Angekommen auf Uisib gab es ein schönes Wiedersehen mit Andre Schoemann und seiner Frau Jeanita. Wir unternahmen einen kurzen Flug bei dem uns Andre weitere Höhlenfunde aus der Luft zeigte, dann ging es in afrikanischer Hitze auf den Berg zur Temple of the Gods in die wir zwei Touren machten und mit Hilfe von gutem Licht und Bohrmaschine mehrere Fortsetzungen erschlosserten. Temple of the Gods ist nun klar über einen Kilometer lang und es warten noch weitere Fortsetzungen auf uns.  
In den verbleibenden Tagen vermaßen wir weitere drei Höhlen auf Uisib und haben bei weitem nicht alles geschafft was es zu machen gibt. Ein Ausflug zum berühmten Guinassee gab neben Schwimmvergnügen Einblick in ein mögliches Tauchobjekt bei einer weiteren Expedition. Den Abschluss bildete eine touristische Höhlenbefahrung in die Arnhem Cave südlich von Windhoek. Die längste Höhle Namibias mussten wir einfach sehen. Wenngleich die im Sandstein angelegte Höhle es mit den großartigen des Nordens nicht aufnehmen kann, hat sich der Weg gelohnt und wir haben tolle Fledermausaufnahmen gemacht und live miterlebt was Guanomining heisst.
Unser Dank gilt allen Freunden in Namibia, bei denen wir Unterkunft bekamen, Fahrzeuge ausleihen konnten und die uns auch sonst jedwede Unterstützung zuteil werden ließen die nötig war um Otavi2012 zu einem vollen Erfolg zu machen.
Wir haben alle Forschungsziele erreicht und über 500m Neuland vermessen. Täglich um 5:45 aufstehen und Afrika in allen Variationen zu inhalieren hat uns soviel Energie gegeben, dass es nur eine Frage der Zeit ist bis die drei Männer wieder aufbrechen m der Unterwelt Namibias weitere Geheimnisse zu entlocken.

Text: Peter Jeutter. Fotos: Peter Jeutter, Franz Schmidt & Andreas Wolf

Dienstag, 20. November 2012

Postsiphonforschung in der Liager-Höhle

Von 20. bis 23. Oktober 2012 unternahmen Heidrun André und Robert Seebacher mehrere Forschungstouren in die postsiphon gelegenen Teile der Liager-Höhle bei Altaussee.
Dazu musste einer der beiden sperrenden Siphone abgelassen werden. Am ersten Tag wurde am Siphon „Altausseer Badewanne“ ein langer Schlauch installiert um das Wasser abzulassen.
Anschließend gelang es bei einer Oberflächenbegehung im steilen Felsgeländer über der Liager eine neue Höhle zu entdecken, den Glasofen (1623/166 a-b). Diese Höhle besitzt ein schönes Portal und einen steil ansteigenden Gang, welcher aber leider an einem massiven Sedimentverschluss endet. Die Vermessung der Höhle ergab eine Länge von immerhin 41 m.
Am 21. Oktober war ein erster Vorstoß hinter den Siphon der Liager geplant. Leider musste jedoch festgestellt werden, dass sich der Wasserspiegel erst um etwa 50 cm gesenkt hatte. Als Ausweichprogramm gelang es in der nahe gelegenen Kugelmühle (1623/221) eine glatte, 3 m hohe Wand mittels Bohrhammer zu erklimmen. Leider endete der darüber ansetzende schmale Gang nach weinigen Metern an einer Engstelle. Ein schöner Erfolg war aber der zufällige Nachweis eines Höhlenlaufkäfers der Gattung "Arctaphaenops" für diese Höhle.
Am nächsten Tag war der Wasserspiegel im Siphon der Liager-Höhle soweit abgesunken, dass es mit Neoprenanzügen möglich war dieses Hindernis ohne Tauchausrüstung zu überwinden. Dahinter mussten mehrere Seilabstiege und eine rund 20 m lange Seilbahn über einen See eingerichtet werden. Beim Rückweg wurden dann alle bekannten postsiphon gelegenen Teile der Liager-Höhle neu vermessen und mit Fotos dokumentiert (ca. 200 m).
Am 23. Oktober erfolgte schließlich ein Vorstoß ins Neuland. Mittels Akku-Bohrhammer gelang es einen teilweise überhängenden, 20 m hohen Schlot zu bezwingen. Leider wird dieser aber im oberen Bereich so eng, dass nicht mehr weiter vorgedrungen werden konnte.
Immerhin konnten der Höhle nochmals 44 m Neuland abgerungen werden. Außer einem Schlot gleich hinter dem Siphon kann die Liager Höhle nun als abgeschlossen gelten.

Samstag, 27. Oktober 2012

Neue Höhlen im Südostmassiv des Toten Gebirges

Im September und Oktober 2012 konnten im Südostmassiv des Toten Gebirges (1625) drei neue Höhlen entdeckt und erforscht werden.
Am 11.09. unternahm Robert Seebacher eine Oberflächenbegehung im Bereich des Plankeraueks, nördlich des Brettsteins. Dort konnte die Bondhöhle (1625/525) auf 65 m Länge und 22 m Tiefe dokumentiert werden. Leider endet die Höhle an Verstürzen, bzw. Engstellen.

Bei einer weiteren Tour am 03.10.2012, diesmal am Löckenkogel, westlich der Tauplitz Schachtzone gelang es mehrere Höhlen und Schächte aufzufinden. Zwei Schächte wurden teilweise erforscht und vermessen. Der 27 m lange und 19 m tiefe Wurmschacht (1625/529) konnte vollständig erforscht werden. In einer Wasseransammlung am Schachtgrund konnten etwa 8 cm lange Würmer beobachtet werden.
Der Blanke Schacht (1625/530) wurde auf 117 m Länge und 48 m Tiefe erforscht und vermessen. Der deutlich bewetterte Schacht setzt sich weiter in die Tiefe fort und bietet einen guten Ansatz für weitere Forschungen.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Speleo-Austria-2012

Das internationale Höhlenforschertreffen „Speleo-Austria 2012“ das vom 12. bis 19. August in Bad Mitterndorf stattfand, war ein voller Erfolg. Der Verein für Höhlenkunde in Obersteier (VHO) hatte das Jubiläum „100 Jahre organisierte Höhlenforschung im Steirischen Salzkammergut“ zum Anlass genommen, dieses Treffen zu organisieren.
Im Rahmen der Veranstaltung fanden auch die Jahrestagung des Verbandes Deutscher Höhlen- und Karstforscher, sowie die Jahrestagung Österreichischer Höhlenforscher statt.
So folgten rund 350 Höhlenforscherinnen und Höhlenforscher aus 9 Nationen (Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Norwegen, Schweiz, Tschechische Republik, Österreich) der Einladung des VHO und reisten ins Steirische Salzkammergut.
Das durch den Verein erstellte Programm wurde begeistert aufgenommen. Die 40 Exkursionen in Höhlen der umliegenden Gebiete waren bereits vor Beginn der Veranstaltung ausgebucht und konnten bei herrlichem Sommerwetter ohne Zwischenfälle durchgeführt werden.
Am Mittwoch, den 15. August, startete das umfangreiche Vortragsprogramm, das durchwegs sehr guten Besuch aufwies. Die zahlreichen professionell gestalteten Lichtbildvorträge und Videopräsentationen fanden in der Aula der Volksschule statt und beinhalteten ein überaus breites Spektrum an höhlenkundlichen Themen. Besondere Beachtung fanden erwartungsgemäß die Vorträge über die aktuellen Forschungen im Toten Gebirge und im Dachsteingebiet.
Darüber hinaus konnte aber auch über Forschungen in den umliegenden Gebieten sowie über Projekte im Ausland ein guter Eindruck gewonnen werden.
Von Mittwoch bis Sonntag war überdies in mehreren Klassenzimmern der Volksschule eine umfangreiche, von zahlreichen in- und ausländischen Vereinen gestaltet Ausstellung zu höhlenkundlichen Themen zu bewundern.
Hier war neben aktuellen Forschungen auch die historische Entwicklung des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier, dessen Wurzeln im Jahr 1911 liegen, anschaulich dargestellt.
Termingerecht zur Tagung erschienen auch eine umfangreiche Festschrift, sowie ein neuer Bildband über die Höhlen des Toten Gebirges. Beide Publikationen wurden mit großem Interesse von den Teilnehmern in Augenschein genommen.
Der offizielle Festabend von Speleo-Austria 2012, fand am Samstag in der Grimminghalle statt. Nach der Begrüßung durch den Obmann Robert Seebacher richtete der Bürgermeister der Marktgemeinde Bad Mitterndorf, Dipl.Kfm. Dr. Karl Kaniak Grußworte an die versammelten Karst- und Höhlenkundler.
Anschließend fanden im Rahmen dieser Feier auch Ehrungen der Deutschen und Österreichischen Höhlenverbände statt.
Die Vorsitzende des Verbandes Deutscher Höhlen- und Karstforscher, Bärbel Vogel konnte den „Dr.-Beno-Wolf- Preis 2012“ an Dr. Helmut Steiner, als Vertreter des Landesverbandes für Höhlen- und Karstforschung Hessen e.V. überreichen. Anschließend nahm der Präsident des Verbandes Österreichischer Höhlenforscher, Prof. Dr. Christoph Spötl mehrere Ehrungen vor.
Alexander Klampfer und Barbara Wielander wurden mit dem „Poldi Fuhrich Preis“ für besonders aktive Nachwuchs-Forscher ausgezeichnet. Anschließend erhielten Emil Büchel (VBG) und Siegfried Gamsjäger (OÖ) für ihre Verdienste um die Österreichische Höhlenforschung den „Goldenen Höhlenbären“, die höchste Auszeichnung des VÖH.
Der Festvortrag von Prof. Dr. Josef Hasitschka, Peter Jeutter und Robert Seebacher führte die Besucher in einer „Zeitreise“ durch 100 Jahre Höhlenforschung im Steirischen Salzkammergut. Im Anschluss fand der Abend in der „Speleobar“ einen gemütlichen Ausklang.

Der Verein für Höhlenkunde in Obersteier wurde bei der Organisation von „Speleo Austria 2012“ von zahlreichen Personen und Institutionen tatkräftig unterstützt. Ohne deren Hilfe wäre die Ausrichtung der umfangreichen Veranstaltung nicht möglich gewesen. All jenen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

Obmann Robert Seebacher im Namen aller Mitarbeiter

Mittwoch, 8. August 2012

Neuland im Fischmeisterloch

Am 07.08.2012 führten Sebastian und Robert Seebacher eine Befahrung des Fischmeisterlochs am Zinken durch. Ziel war es, die zwei Kletterstellen im vorderen Bereich der Höhle mit Handseilen auszubauen. Nachdem die beiden Stellen rasch versichert waren, wurde versucht, einen bewetterten Versturz im hinteren Bereich der Höhle zu öffnen. Dies gelang nach etwa einer Stunde Grabarbeit. Mit Treibkeilen konnten mehrere sperrende Blöcke zerkleinert und aus der nach unten führenden Fortsetzung entfernt werden. Der neu entdeckte Gang führt in Richtung Nordwesten und endete bereits nach 20 m an einem weiteren Versturz. Auch hier kamen die Treibkeile zum Einsatz und eine weitere Kammer wurde entdeckt. Leider endet der Gang hier hoffnungslos verstürzt, bzw. an unschliefbaren Spalten.
Die Vermessung des neuen Ganges erbrachte 34 m, wodurch sich die dokumentierte Gesamtlänge des Fischmiesterlochs auf 748 m erhöhte.

Freitag, 4. Mai 2012

Voodoo-Canyon wird etwas tiefer

Von 28. April bis 01. Mai 2012 wurde schließlich eine weitere, 4-tägige Unternehmung in den Voodoo-Canyon durchgeführt. Diesmal waren Heidrun André (D), Andreas Glitzner (A), Peter Jeutter (D) und Robert Seebacher (A) beteiligt.

Aufgrund des bereits eingerichteten Biwaks gestaltete sich der Zustieg viel einfacher, da diesmal lediglich Verpflegung und Befahrungsmaterial mitgenommen werden musste. So war am ersten Tag der das Fakir-Biwak schnell erreicht. Am Nächsten Morgen stieg das Team bis zum tiefsten Punkt der Höhle ab um im Endversturz nach möglichen Fortsetzungen zu suchen. Nachdem dort einige große Blöcke zur Seite geräumt wurden, gelang es tatsächlich, einen Zugang in einen weiteren Schacht zu öffnen. Am Grund der 20 m tiefen Stufe endet die Höhle aber leider hoffnungslos verstürzt in einer Tiefe von 661 m. Dieser Punkt liegt nur noch etwa 200 Höhenmeter vom direkt darunter liegenden Gletscherschlot der Südwandhöhle (1543/28) entfernt, was die Enttäuschung über das Ende um so größer machte.
 Beim Aufstieg untersuchte das Team die ausgedehnte Versturzzone im Hallenboden der Voodoo-Master-Halle, sowie zwei Gangfenster in der Hallenwand. Ein Fenster führte nur etwa 10 m über dem Hallenboden in einen kleinräumigen, leicht bewetterten Schacht. Leider endet dieser nach 20 m an einer unüberwindbaren Engstelle. Das zweite Fenster befindet sich im Bereich der Abseilstelle in die Halle und liegt etwa 35 m über dem Hallenboden. Durch starkes Pendeln gelang es die Fortsetzung zu erreichen. Der nur etwa 2 m lange Gang bricht jedoch gleich wieder in die Voodoo-Master-Hallo ab.
Am Zweiten Forschungstag wurden mehrere Fortsetzungen bei der Equinox und im Schacht Back to black untersucht. Ein aussichtsreicher, bei – 415 m ansetzender Canyon endete bereits nach nur 15 m an einer Engstelle. Ein in der Mitte der Stufe Back to Black gelegenes Schachtfenster führte in einen 36 m tiefen Schacht, der sich in zwei Äste teilt. Leider enden beide Ansätze jeweils an unüberwindbaren Engstellen.
Insgesamt wurden bei dieser Tour 145 m Neuland vermessen, wodurch sich für den Voodoo-Canyon eine neue Gesamtlänge von 3.835 m ergibt. Die Niveaudifferenz erhöhte sich auf +- 723 m (+ 62 m, - 661 m).
Leider setzt sich das Schachtsystem am tiefsten Punkt der Höhle nicht weiter fort. Auch die untersuchten höher gelegenen Ansätze brachten keinen Durchbruch, wodurch die erhoffte Verbindung zur Südwandhöhle wieder in größere Ferne rückt. Dennoch bleiben einige - wenn auch schwierig erreichbare – Fortsetzungen zurück. Bei künftigen Touren ist es nun also wieder notwendig mit technischer Kletterei ausgesetzte Wandfenster und Schlote zu bezwingen. Wir werden jedoch nicht aufgeben und weiter versuchen, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen.

Samstag, 31. März 2012

Erfolgreicher Tiefenvorstoß im Voodoo-Canyon

Von 15. bis 18. März 2012 unternahm ein 5-köpfiges Team des VHO eine weitere, insgesamt 68-stündige Forschungsexpedition in den Voodoo-Canyon (1543/250 a-c).
Dies waren Heidrun André (D), Andreas Glitzner (A), Rebecca Lawson (UK), Peter Jeutter (D) und Robert Seebacher (A).
Nachdem mit der Hunerkogel-Seilbahn bis zum Gletscher hinaufgefahren wurde, erfolgte der anstrengende Materialtransport zur Abseilpiste. Dabei leistete ein Expeditionsschlitten wertvolle Dienste.
Anschließend musste die etwa 150 m lange Abseilpiste durch die Dachstein-Südwand bis zum Höhleneingang eingerichtet und der Höhleneingang frei gegraben werden. Lawinenabgänge, hervorgerufen durch die starken Schneefälle des vergangenen Winters hatten den Eingang vollkommen verlegt.
Mit insgesamt 10 Schleifsäcken erfolgte schließlich der Abstieg bis zur Halle „Herz aus Gold“, welche 235 m unter dem Eingang gelegen, den einzig möglichen Biwakplatz darstellt.
Als ein besonderes Nadelöhr stellte sich die Engstelle „Voodoo-Chilly“ in 62 m Tiefe heraus.
Der Biwakplatz musste zuerst eingeebnet werden. Der steinige Boden erlaubte jedoch lediglich eine halbwegs akzeptable Lösung und so wurde für das Camp spontan der Name „Fakir-Biwak“ vergeben.
Ein Problem stellte auch die Wasserversorgung dar. Aufgrund der großen Trockenheit mussten in der Biwakhalle „Herz aus Gold“ Planen aufgespannt werden um das spärliche Tropfwasser zu sammeln.
Am nächsten Tag erfolgte der erste Vorstoß weiter in die Tiefe. Der Seilrest am Umkehrpunkt der letzten Tour bei – 386 m reichte genau, um den Boden des Schachtes „Back to black“ zu erreichen. Hier befindet man sich bereits 420 m unter dem Eingang und hat genau die Hälfte der Strecke in Richtung Südwandhöhle überwunden („Equinox“).
Anschließend folgten zwei kleinere Canyonstufen (10 m u. 11 m) und eine kurze Verengung. Dahinter weitet sich der Höhlenraum aber wieder auf sehr große Dimensionen und bricht mit einem Querschnitt von 30 x 8 m, 60 m senkrecht in den „Drei-Nationen-Schacht“ ab. Ein weiterer 14 m tiefen Abstieg brachte das Team dann auf einen Blockboden in bereits über 500 m Tiefe.
Von dort blickt man in einen gewaltigen Schachtraum, der sich rasch auf Hallendimensionen aufweitet. Das restliche mitgebrachte Seil reichte nicht, um den Boden zu erreichen. Dennoch lag die an diesem Tag erreichte Tiefe bereits bei 560 m.
Am zweiten Forschungstag stieg das 5-köpfige Team erneut in die Tiefe ab. Diesmal wurden weitere 160 m neues Seil mitgenommen.
Rasch war damit der insgesamt 77 m tiefe Abstieg in die „Voodoo-Master-Halle“ eingerichtet. Die anschließende Vermessung der beeindruckenden Halle ergab eine Grundfläche von 40 x 60 m bei einer Höhe von über 80 m. Am Nordostende des Raumes erlaubte ein 8 m tiefer Abstieg den Zugang in eine massive Versturzzone unter dem Blockboden.
Dieser, nun sehr schwierige und teilweise auch gefährliche Weg brachte das Team weitere 40 Vertikalmeter unter den Hallenboden. Dort stoppte 645 m unter dem Eingang ein vollkommener Verbruch den Vorstoß. Ob hier irgendwo ein Durchstieg durch diese Versturzzone möglich ist, wird bei weiteren Touren zu klären sein.
Die Entfernung zu den direkt darunter liegenden Teilen der Südwandhöhle (1543/28) verringerte sich auf etwa 250 m.
Die Niveaudifferenz des Voodoo-Canyon beträgt nun bereits +- 707 m, wodurch die Höhle zu den tiefsten des gesamten Dachsteinmassivs zählt. Die vermessene Gesamtlänge stieg um 500 m auf 3.689 m.