Samstag, 20. Oktober 2018

Forschungen mit Frauenpower in den Nordteilen des Sonnenleiterschachtes


Von 11. Bis 14. Oktober 2018 unternahmen Heidrun André, Rebecca Lawson, Pauline Oberender und Robert Seebacher eine insgesamt 71-stündige Biwaktour in das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem (Kat.Nr. 1625/379).
Gut gelaunt am Eingang des Sonnenleiterschachtes. Foto: R. Seebacher
Schleusenschacht III, P 57 kurz vor dem Horizontalsystem. Foto: R. Seebacher
Der Zustieg erfolgte über den Eingang des Sonnenleiterschachtes in 1908 m Seehöhe. Über geräumige Schächte (P 18, P 93, P 20, P 10, P 45, P 88 und P 57), die nur durch eine kurze Engstelle unterbrochen sind gelangt man hier rasch bis in 355 m Tiefe, wo das ausgedehnte Horizontalsystem der Höhle erreicht wird. Bei -370 m wurde an einer stark bewetterten Stelle ein vom Naturhistorischen Museum zur Verfügung gestelltes Radon-Messgerät deponiert. Anschließend ging es weiter zum RK-Biwak in knapp 400 m Tiefe, welches Aufgrund von Platzmangel und der latenten Feuchtigkeit aufgelassen und gesäubert wurde. An der Wasserstelle unterhalb des Biwaks konnte ein neben dem Gerinne herumkletternder Höhlen-Pseudoskorpion Neobisium aueri beobachtet werden. Etwa 100 m weiter nördlich gelang es einen geeigneten Platz ausfindig zu machen und das neue, geräumige und trockene Megalodonten-Himmel-Biwak zu errichten.
Im neuen Megalodonten-Himmel-Biwak. Vlnr. Pauline, Becka, Heidi und Robert. Foto: R. Seebacher
Ausgehend von diesem neuen Stützpunkt ging es am nächsten Tag in rund 3 Stunden nach Waterloo, dem nördlichsten Punkt des Höhlensystems. Während Becka und Pauline Seile aus einem dort ansetzenden Schacht ausbauten, erbohrten Heidi und Robert eine 10 m hohe Wandstufe zu einem neuen Gang. Leider endet dieser interessante Ansatz aber bereits nach etwa 20 m an einem bewetterten Versturz. Anschließend begab sich das Team in das so genannte Facettenland, wo zwei rund 5 m hohe Aufstiege überwunden wurden. Oberhalb gelang es einen zuerst nach Osten und dann nach Nordosten ziehenden Rettichgang zu entdecken und auf rund 200 m Länge zu vermessen. Die Passage weist besonders schöne Profile und Sinterbildungen auf, ist deutlich bewettert und konnte bis zu einer mit Sediment verlegten Engstelle verfolgt werden. Dieser Punkt befindet sich bereits unweit südlich des Kl. Brieglersberges, etwa 400 m unter der Oberfläche. Durch Ausräumen scheint es möglich zu sein hier weiter in Richtung Norden vorstoßen zu können. Bei einer Rast im Facettenland konnte schließlich noch ein Höhlen-Pseudoskorpion beobachtet werden.
Gerölle im neu entdeckten Rettichgang. Foto: R. Seebacher
Am zweiten Forschungstag stand die Erkundung des mindestens 100 m tiefen, nassen Windschachtes auf dem Programm. Dazu musste abermals der lange Marsch, ganz in den Norden zurückgelegt werden. Aus diesem Schacht kommt ein Großteil der starken Wetterführung, die die Nordteile und die Nordwestpassage des Sonnenleiterschachtes durchströmt.
Um hochwassersicher absteigen zu können, war es erforderlich zahlreiche Umsteigstellen und kleine Querungen im Schacht einzurichten. Dadurch war das mitgebrachte Material bald verbraucht und es konnte die Sohle des etwa 130 m tiefen Abstieges nicht erreicht werden. Der Endpunkt liegt noch etwa 60 m über dem dank Scurion-Lampen eingesehenen Schachtboden. Ob hier die Hauptfortsetzung der Höhle in Richtung Norden zu finden ist muss also bei der nächsten Tour geklärt werden.
Schachtquerung am Weg in die Nordteile. Foto: R. Seebacher
Die Auswertung der Radon Messungen ergaben jedenfalls sehr hohe Werte, was auf ausgedehnte, noch unbekannte Gangsysteme weiter im Norden hinweist.
Insgesamt gelang es bei dieser Tour 326 m teils schwieriges Neuland zu vermessen. Durch die neuen Entdeckungen ergibt sich für das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem eine vermessene Gesamtlänge von 24.172 m bei einer unveränderten Tiefe von 1092 m.
Vielen Dank an Dr. Rudolf Pavuza für die Bereitstellung des Radon-Dosimeters und die rasche Auswertung der Daten, sowie an die Familie Sölkner für die herzliche Bewirtung in der Steirerseehütte.