Freitag, 22. August 2014

Erneut VHO-Forscherwoche im Bereich der Plankermira (Totes Gebirge).

So wie auch im Vorjahr veranstaltete der VHO seine alljährliche Forschungswoche im Bereich der Plankermira im Südostmassiv des Toten Gebirges. Diesmal biwakierten in der Zeit von 09. bis 17. August insgesamt 8 Höhlenforscherinnen und Höhlenforscher in über 2000 Meter Seehöhe. Bewährter Stützpunkt war wieder die Schutzhöhle am Hochweiß (1625/74) in der auch das Gemeinschaftszelt aufgebaut wurde. Die Teilnehmer waren: Heidrun André, Matthias Conrad, Andreas Glitzner, Peter Jeutter, Rebecca Lawson, Neil Pacey, Thomas Schneider und Robert Seebacher.
Blick vom Lagerplatz zum Grimming. Foto: R. Seebacher
Gemeinschaftszelt in der Biwakhöhle 1625/74. Foto: R. Seebacher
Hauptaugenmerk war auf die weitere Erforschung der Wildbaderhöhle gelegt. Hier war es im Vorjahr bereits möglich 3,6 km an Gängen und Schächten zu vermessen. In diesem Jahr gestaltete sich die Forschung aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen aber sehr schwierig. Um in dieser Höhle zu den bisher unerforschten Teilen vorzudringen, ist es notwendig, über 360 m tief über teils aktive Schachtsysteme abzusteigen. Aufgrund der äußerst nassen Witterung hatten die Teilnehmer immer wieder mit Wassereinbrüchen zu kämpfen.
Eingang der Wildbaderhöhle. Foto: R. Seebacher
Der Grund des 150 m tiefen Germanenschachtes. Foto: R. Seebacher
Die Forschungen konzentrierten sich in diesem Jahr auf die weitere Erforschung des ausgedehnten Horizontalteiles in rund 1600 m Seehöhe. Hier führt vom Grund der Zustiegs-Schachtserie ein gewaltiges Canyonsystem sowohl in Richtung Osten als auch in Richtung Westen.
Im Osten konnte nach Erklettern einer 15 m hohen Stufe ein stark bewetterter, geräumiger Gang mit ebenem Lehmboden erreicht werden (Zuckerbrot und Peitsche). Dieser führt über eine Schachttraverse hinweg ohne jegliches weitere Hindernis bis zu einem Versturz. Ein Ausräumversuch an diesem Versturz brachte einem Expeditionsmitglied kurzfristig starke Adrenalinwerte, als sich aus einer nur ¼ m² großen Öffnung plötzlich murenartig große Mengen an Material in den kleinen Raum ergoss, in dem er sich befand. In kürzester Zeit wurde der Zugang zu diesem Raum verstopft, wodurch sich dieser rasch zu verfüllen begann. Nach einigen bangen Minuten in Gefangenschaft, gelang es den herbeigeeilten Kameraden, den Ausgang wieder freizulegen.
Der neu entdeckte Gang "Zuckerbrot und Peitsche" im Ostteil der Höhle. Foto: R. Seebacher
Über kleinräumige Röhren und Canyons war es im Bereich der erwähnten Schachttraverse jedoch möglich eine Verbindung zum im Vorjahr entdeckten, darunterliegenden aktiven Teil herzustellen. Dort wurden die Forschungen durch einen Siphon gestoppt. Eine Schachttraverse und ein glitschiger Aufstieg (Fight the slyme) gewährte schließlich den Zugang zu weiteren in Richtung Osten ziehenden Höhlenteilen. Dieser Bereich ist deutlich bewettert und stellt den bisher östlichsten erreichten Punkt in dieser Höhle dar (Ostfront). Es besteht also immer noch die Chance weiter in Richtung DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem vorzudringen.
Die Forschungen in Richtung Westen gestalteten sich ebenso sehr aufwändig. Hier war es möglich einem neu entdeckten Kluftgang insgesamt 350 m weit zu folgen (Telegraph road). Dazu mussten aber zahlreiche Schachttraversen eingerichtet werden. Die Passage ist sehr stark bewettert und führt fast schnurgerade und vollkommen ohne Niveauänderungen nach Westen. Endpunkt der Forschungen ist erneut eine Schachttraverse. Dahinter dürfte sich der Gang erneut weiter fortsetzen.
Eine der vielen Schachttraversen in der "Telegraph road". Foto: M. Conrad
Ein geplanter Abstieg in das Tiefensystem der Höhle musste aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen auf den Herbst verschoben werden.
Bei Oberflächenbegehungen im Bereich des Ostabfalles der Plankermira und des Gebietes östlich des Lagers gelang es zahlreiche neue Höhlen zu entdecken und mittels GPS einzumessen.
Die Blaufisch-Höhle (1625/533) wurde vollständig erforscht und auf eine Länge von 50 m vermessen. Weiters war es möglich, den zwischen den Zeltplätzen gelegenen Firnkegelschacht (1625/128) vollständig zu vermessen.
Abstieg in den Firnkegelschacht (Biwakschacht). Foto: M. Conrad
Insgesamt konnte man in diesem Jahr, rund 1,5 km an Neuland aufnehmen. 1,3 Km davon entfallen auf die Wildbaderhöhle, wodurch sich die dokumentierte Länge dieser hoch interessanten Höhle auf  4.915 m (GML: 5.054m) erhöhte. Die Horizontalerstreckung stieg auf 872 m.
Nach dem Abstieg fand die Forscherwoche 2014 in der urigen Steinbrecherhütte bei Bratl und Bier einen gemütlichen Ausklang.
Aufgrund des noch reichlich vorhandenen Forschungspotenzials wird der Verein auch 2015 eine Forscherwoche in diesem Gebiet organisieren.
Wieder im Tal angekommen. Foto: A. Sonnleitner
Ein Dank an Alle, die für den Erfolg des Lagers „Plankermira-2014“ beigetragen haben. Besonderer Dank gebührt folgenden Personen und Institutionen: Öderer Almgenossenschaft, Österr. Bundesforste AG, Tauplitz Alpgenossenschaft sowie Renate und Albert Sonnleitner von der Steinbrecherhütte in der Ödernalm.