Mittwoch, 28. August 2013

Forscherlager am Woising

Das diesjährige Hochsommer-Forschungslager am Woising hat von 27. Juli bis 03. August stattgefunden. Teilnehmer waren Uwe Kalmbach und Markus Kreuß (beide VHO), sowie die beiden Schweizer Gastforscher Urs Etter und Remo Widmer (SGH Bern).
Bei herrlich hochsommerlichem Wetter sind wir am Samstagmorgen über das Appelhaus ins Biwak aufgestiegen. Leider konnte die Materialseilbahn wegen Wartungsarbeiten nicht genutzt werden. Bei annähernd 35 °C Lufttemperatur und schweren Rucksäcken war der 6-stündige Anmarsch nicht unbedingt einer der angenehmsten, trotz dem kühlen Bier am Appelhaus. Aber definitiv besser als bei Regen!
Nach dem Aufbau des Biwaks stellten wir zunächst fest, dass auf Grund der langen Trockenheit kein Tropfwasser in der Materialhöhle und somit auch kein Wasser vorhanden waren. Lösung für die Forschungswoche war somit, aus der nahen Milbenstuben-Höhle Schnee zu holen und zu schmelzen – was aber bei 35 °C auch kein Problem darstellte. Ansonsten wird uns diese Forschungswoche auf Grund der warmen Temperaturen und dem fast vollständigen Fehlen von Schlechtwetter sicherlich als eine der schönsten in Erinnerung bleiben!
In dieser Woche wurden insgesamt 3 Touren in die Hochdruckblasi-Höhle, 2 Touren ins Nervensystem, sowie eine Oberflächenerkundung durchgeführt.
Im Hochdruckblasi wurden bei der ersten Tour weiterführende Röhren oberhalb der Deckenhalle erkundet, vermessen und wieder ausgebaut. Alle Röhren enden leider oberflächennah, unschliefbar eng oder verlehmt. In diesem Teil wurden die Seile wieder ausgebaut und wir sind weiter auf das Horizontalniveau abgestiegen.
Dort sind wir beim letzten Forschungslager auf eine interessante Fortsetzung gestoßen. Im schönen, sandigen und trockenen Mittelteil der Höhle lässt sich oberhalb einer Schachtquerung ein geräumiger Gang einsehen. Diese Stufe haben wir dieses Mal in technischer Kletterei überwunden.
Hier zieht ganz unerwartet ein zweiter Flusshöhlengang parallel zum Hauptgang des Hochdruckblasi auf exakt gleicher Seehöhe (1640 m) in den Berg! Wir verfolgen den Gang noch bis in eine riesige Klufthalle und einen unübersichtlichen Bereich, welcher von mehreren Schächten zerschnitten wird. Für heute drehen wir hier um.
Auf der zweiten Hochdruckblasi-Tour geht es ganz nach hinten in die tagfernsten Teile: Pyramidenhalle und schwarzer Himmel.
Urs und Markus wollen eine Schachtstufe nach unten in der Pyramidenhalle erkunden – leider fällt ein Akkubohrhammer total aus. Uwe und Remo kommen mit neuen Seilen und der einzig verbliebenen Bohrmaschine nach. Sie wollen im Schwarzen Himmel den nach oben führenden Gang weiterverfolgen und müssen wegen Seilmangel auf offener Strecke umkehren. In der Pyramidenhalle fällt uns noch ein bisher übersehenes großes Deckenloch auf, in welchem eventuell der Hauptgang weiterführt. Dieser Tagfernste Bereich der Höhle bleibt hochspannend und mit vielen großen Fortsetzungen.
In der dritten Hochdruckblasi-Tour haben wir die neuen Teile im „Blasi-2-Gang“ getauften Höhlenteil vermessen und verschiedene Fortsetzungen erkundet. Der gequerte Schacht setzt sich als Mäander nach unten fort. Eine technische Erkletterung einer nach oben führenden Röhre endete wie so oft verlehmt. Zwei der großen Schächte im Bereich der Riesenkluft-Halle sind ca. 60 m tief und enden – ebenfalls wie so oft – in zu engen Mäandern. Den großen Durchbruch bringt die Querung eines Schachtes. Hier führt der Blasi-2-Gang in gleichbleibender Dimension weiter. An einer nächsten Schachtquerung haben wir wegen Materialmangel umkehren müssen. Hier geht es sehr vielversprechend weiter!
Bei der ersten Tour ins Nervensystem haben wir die alten Eisteile besucht, um zu überprüfen, ob bestimmte Schächte und Gänge aufgetaut sind. Leider nein – im Gegenteil scheint das Eis eher mehr zu werden. Unabhängig davon konnten wir einige alte Seile ausbauen und für den kommenden Tag nutzen.
Die zweite Tour ins Nervensystem haben wir genutzt, um am östlichen Ende der Höhle im Bereich Eisaltarhalle eine nach unten führende Kluft/Schachtzone weiterzuverfolgen. Und in der Tat scheint die alte Kluft ohne Ende nach unten zu ziehen. Wegen Seilmangel mussten wir auf ca. 1490 m Seehöhe umkehren. Das ist der bisher tiefste erreichte Punkt in den Höhlen am Woising. Ein Ende haben wir weder einsehen noch durch Steinwurf erahnen können. Die Steine fallen und fallen. Hier hoffen wir, endlich das für das Tote Gebirge typische Riesenhöhlenniveau um 1500 m Seehöhe zu erreichen. Ferner konnten mehrere Gangfenster eingesehen aber wegen Seilmangel nicht erreicht werden.

Fazit: Insgesamt haben wir in diesem Forschungslager 560 m Neuland erschlossert und vermessen – und an zahlreichen großen, offenen Fortsetzungen umdrehen müssen. Die Gesamtganglänge der Hochdruckblasihöhle erhöht sich auf 6.379 m, die des Nervensystems auf 6.374 m. Bleibt anzumerken, dass beide Höhlen nur noch einige Meter voneinander entfernt liegen.

Text und Fotos: Markus Kreuß

Donnerstag, 22. August 2013

Untere Brettstein Bärenhöhle wird wieder länger

Am 24.07.2013 konnte eine weitere Forschungs- und Vermessungstour in die Untere Brettstein Bärenhöhle (1625/33) unternommen werden. Zuvor gelang es 2011 nach einer längeren Forschungspause in mehreren Touren 630 m Neuland zu vermessen. Bei der letzen Unternehmung musste aus Zeitmangel in einem mehrere Meter hohen, bewetterten Gang der Vorstoß abgebrochen werden.
Nun stiegen bei ausgezeichneten Witterungsbedingungen Robert und Sebastian Seebacher erneut zur Höhle auf.

Der Forschungsendpunkt war vom Eingang etwa nach einer Stunde erreicht. Sogleich begann man mit der Vermessung des etwa 3-4 m breiten und bis zu 7 m hohen, in Richtung Osten ziehenden Ganges. Hinter einer schön versinterten Halle endet der Gang aber leider nach etwa 80 m an einem unüberwindbaren Versturz. Wenig Meter davor gelang es aber durch eine niedrige und unübersichtliche Verbruchzone in weiterführende Gänge zu gelangen. Diese enden jedoch ebenfalls an einem Versturz bzw. an einem Lehmsiphon. Die Auswertung der Messdaten ergab, dass der angetroffene, stark bewetterte Versturz nur noch wenige Meter von anderen Teilen der Brettsteinhöhle entfernt liegt.

Eine noch unerforschte Fortsetzung in Richtung Osten konnte nicht mehr untersucht werden und bietet somit noch eine Möglichkeit auf weiteres Neuland. Ansonsten gilt dieser Bereich der Unteren Brettstein Bärenhöhle als weitgehend erforscht.

Insgesamt erbrachte die Forschungstour 181 m Neuland, wodurch sich die vermessene Gesamtlänge der Unteren Brettstein Bärenhöhle auf 5.304 m erhöhte.

Erste Höhle im Hochtausing vermessen

Die Hochtausing Südwandhöhle (Kat. Nr. 1632/1) wurde bei der Begehung des Südwandsteiges im November 2012 erstmals im Tageslichtbereich besucht. Dabei wurde festgestellt dass die Höhle schräg nach unten weiterführt.
   

Bei einer Forschungstour im November 2012 durch Monika Steinberger und Framz Schmidt wurde die Höhle mit Hilfe eines  30 m-Seiles und Schachtausrüstung befahren. Der Eingang ist ca. 0,5 m breit und ca. 2 m hoch! Nach einer kurzen Schlufstrecke führt Richtung Nord ein ca. 0.8 m breiter und 3 m hoher Gang mit Schotterboden schräg ca. 5-6 m nach unten. Hier setzt dann eine ost-west verlaufende tektonische Kluft an. Über eine ca. 10 m tiefe Schachtstufe die nur mit Seil zu überwinden ist kommt man auf den Boden eines Kluft gebundenen Raumes der mit teilweise großen Versturzblöcken bedeckt ist, die ca. 2-3 m breite und 5-8 m hohe Kluft steigt in beiden Richtungen an, an der östlichen Richtung endet die Kluft dann unschliefbar verstürzt. In westlicher Richtung führt der Gang steil aufwärts und es ist an der Decke eine kleine Fortsetzung die nur mit Seilsicherung erreichbar ist sichtbar! In der Höhle ist starke Wetterführung spürbar. Im westlichen Teil ist der Gang trocken und mit Bergmilch Ablagerungen an den Wänden versehen, eine hängende Fledermaus  sowie Zackeneulen und Spinnen wurden beobachtet! An der nördlichen Wand des Kluftganges ist in Falllinie der Schachtstufe die Wand mit einer ca. 10 cm dicken  sehr weichen nassen Schicht Bergmilch bedeckt!
Bei einer zweiten Forschungstour am 14.07.2013 wurde die Höhle von Ernest Geyer und Franz Schmidt vermessen!
Für den Abstieg in den großen Kluftgang wurde ein zweiter Spit als Umsteigstelle gebohrt, von hier kann der Boden in freier Abseilfahrt erreicht werden. Von der Falllinie der Abseilstelle zieht der ca. 2 m breite Gang ca. 16 m ansteigend in östliche Richtung wo der Gang dann von oben verstürzt unschliefbar endet!
Der nach Westen ziehende Gang zieht ca. 12 m nach unten zur tiefsten Stelle der Höhle in einem Versturz. Von hier führt der Kluftgang geräumig aufwärts ca. 19 m ebenfalls zu einem Versturz, dieser Versturz aus 1-2 m großen Versturzblöcken ist hier sehr labil!
In den hintersten Teilen der Höhle wurden auch einige Mücken an der Höhlenwand beobachtet!
Die Gesamttiefe der Höhle beträgt 23 m und die Gesamtlänge 79 m!


Text: Franz Schmidt. Fotos: Franz Schmidt & Monika Steinberger