Samstag, 30. September 2017

Bereits 5. Forscherlager im Bereich der Plankermira im August 2017.

Im August 2017 fand das traditionelle Forscherlager des Vereines für Höhlenkunde in Obersteier (VHO) bereits zum fünften Mal im Gebiet der Plankermira im Südostmassiv des Toten Gebirges statt.
Der Aufstieg zum Basislager in 2040 m Seehöhe erfolgte am 12. August. Witterungsbedingt musste leider bereits am 18. August wieder abgestiegen werden. Dennoch war die Woche sehr erfolgreich.
Es nahmen insgesamt 8 Höhlenforscherinnen und Höhlenforscher daran teil (Heidrun André, Ernest Geyer, Andreas Glitzner, Peter Jeutter, Robin Jeutter, Rebecca Lawson, Pauline Oberender und Robert Seebacher). 

Das Team am Tag des Aufstieges in der Ödernalm. Von links nach rechts:
Rebecca Lawson, Pauline Oberender, Robert Seebacher, Peter Jeutter, Andreas Glitzner,
Heidirun André, Robin Jeutter. Foto: R. Seebacher
Am Beginn des Lagers stand eine viertägige Biwaktour in die Wildbaderhöhle (1625/150) auf dem Programm (Teilnehmer: Heidrun André, Andreas Glitzner, Rebecca Lawson, Pauline Oberender und Robert Seebacher). Ziel der Tour war die weitere genaue Erforschung und Dokumentation des Tiefensystems der Höhle. In diesem vorwiegend vertikal entwickelten Höhlenteil stießen die französischen Forscher in den 1980er-Jahren in rund 850 m Tiefe auf einen riesigen, fossilen Gangabschnitt. Die Vermessung der Schächte wurde damals aber aufgrund der schwierigen Verhältnisse bereits in rund 650 m Tiefe abgebrochen. Auch der Gang blieb bis dato unvermessen.
Das VHO-Team biwakierte im Horizontalteil in 400 m Tiefe, wo schon im Vorjahr ein geeigneter Platz im Ostsystem eingerichtet werden konnte.

Der große Gang in der Tiefe der Wildbaderhöhle rund 880 m unter dem Eingang. Foto: R. Seebacher
Trotz ziemlich großer Wasserführung in den Schächten gelang es einem Dreierteam mit Hilfe von Neoprenanzügen das Schachtsystem vollkommen einzubauen und zu vermessen. Ein Glücksfall war die Entdeckung einer Parallelstrecke zwischen – 706 m und – 770 m. Dadurch war die „trockene“ Umgehung zweier besonders nasser Schachtstufen möglich. In einer Tiefe von 840 m mündet das Schachtsystem in eine große Halle. Total durchnässt und durchgefroren beendete das Team hier die Vermessung am Beginn einer beeindruckenden, in 2 Richtungen führenden, fossilen Passage. Der letzte Messpunkt befindet sich 870 m unter dem Eingang. Insgesamt konnten 220 m unter schwierigsten Verhältnissen vermessen werden. Bei der Erkundung des Ganges konnte bis zum bisher tiefsten, bekannten Punkt der Höhle abgestiegen werden. Dieser liegt etwa 890 – 900 m unter dem Eingang. Dieser Wert muss aber noch bei der nächsten Tour durch eine genaue Vermessung bestätigt werden. Es gilt aber als bewiesen, dass die Wildbaderhöhle deutlich tiefer, als die von den französischen Forschern angegebenen 874 m ist. Weiters besteht die Möglichkeit, über ein in rund 15 m Höhe gesichtetes Wandfenster, bzw. durch Graben in den beiden mit Lehm und Sand verstopften Enden des Ganges Neuland zu entdecken.
Schön dekoriertes Neuland in der Wildbaderhöhle. Foto: R. Seebacher
Im Horizontalsystem in 400 m Tiefe konnte ein Aufstieg in eine Halle erschlossert werden. Ein schön mit Tropfsteinen dekorierter Gang führt von dort in Richtung Osten bis zu einer Schachtquerung. Hier konnten weitere 153 m vermessen werden.

Peter und Robin Jeutter widmeten sich währenddessen der weiteren Erforschung und genauen Vermessung  der Eishöhle, Gouffre de la Glacier (1625/407, VL 96 m) und des Großer Polterschachtes (1625/125, VL 59 m). In beiden Objekten mussten noch mehrere unbearbeitete Fortsetzungen zurückgelassen werden. Weiters gelang die Entdeckung und Dokumentation der Schachthöhle Fleischwolf (1625/552, GL 19 m).
 
Herrlicher Sternenhimmel. Foto: R. Seebacher
Eine Tagestour mit 2 Teams führte erneut in die Wildbaderhöhle. Hier konnte ein in -93 m Tiefe ansetzendes Schachtsystem neu vermessen und genau dokumentiert werden (R. Lawson und P. Oberender; 131 m). Der unschliefbare Endpunkt liegt 190 m unter dem Eingang.
Das zweite Team (H. André, A. Glitzer und R. Seebacher) bauten eine Pendelquerung zu einem noch unerforschten Schachtfenster im Germanenschacht ein. Die Fortsetzung führte rasch in eine chaotische Versturzzone, durch die der Aufstieg zurück in die Gr. Galerie (-120 m) gelang. Dort widmete man sich der Suche nach einer Fortsetzung dieser. Die starke Wetterführung verschwindet hier in einem großen Versturz. Durch einen verwinkelten Schluf konnte schließlich eine Umgehung des Versturzes entdeckt werden. Dahinter führt der Gang mit großen Dimensionen über 100 m in Richtung Nordosten bis zu einem neuerlichen, unüberwindbaren Versturz. Kurz davor befindet sich aber noch ein unerforschter, stark bewetterter Schacht. Dieses Team konnte an diesem Tag insgesamt 331 m Neuland vermessen.
Fortsetzung der Gr. Galerie. Foto: R. Seebacher
Es ergibt sich somit  für die Wildbaderhöhle ein Neuvermessungslänge von  835 m, wodurch sich die Gesamtlänge auf 8754 m erhöhte.

Am Ende der Forscherwoche konzentrierten sich die Arbeiten auf das Gebiet südöstlich des Hochweiß-Gipfels (2158 m). Hier wurde mit der Erforschung des im Vorjahr entdeckten Echocanyons (1625/545) begonnen (P. Oberender, R. Seebacher). Nach einer geräumigen mit Eis bedeckten Halle folgt ein kleiner Schacht und ein enger Canyon. Dahinter gelang die Entdeckung eines sehr tiefen, trockenen Schachtes. Leider versperrt ein großer Felsblock den Einstieg. Trotz mehrstündiger Arbeit konnte der Einstieg noch nicht geöffnet werden. So musste die Erforschung es mindestens 100 m tiefen, deutlich bewetterten Schachtes also auf das nächste Jahr verschoben werden. Hier besteht die berechtigte Hoffnung, in die unweit darunter liegenden, westlichsten Ausläufer der Wildbaderhöhle gelangen zu können. Dadurch würden sich die Anmarschwege in diese hoch interessanten Teile beträchtlich verkürzen. Die vermessene Gesamtlänge des Echocanyons beträgt vorläufig 86 m bei einer Tiefe von 40 m.
Weiter westlich konnte das Hirsekäferloch (1625/551) mit 29 m Länge vollständig erforscht und vermessen werden.
Im Echocanyon. Foto: R. Seebacher
Insgesamt gelang es beim Forscherlager „Plankermira 2017“ mehr als 1,1 km an Höhlenpassagen neu zu vermessen. Aufgrund zahlreicher, noch vorhandener Fortsetzungen ist auch für das Jahr 2018 eine Forscherwoche in diesem tollen Gebiet geplant.
Der gemütliche Abschluss der Woche fand wieder in der Ödernalm mit Bratl, Bier und Kaiserschmarrn statt.
Gemütlicher Abschluss in der Ödernalm.
Danke an alle, die zum Gelingen dieses erfolgreichen Forscherlagers beigetragen haben. Ein besonderer Dank gebührt folgenden Personen und Institutionen: Öderer Almgenossenschaft, Österr. Bundesforste AG, Tauplitz Alpgenossenschaft sowie Renate und Albert Sonnleitner von der Steinbrecherhütte.