Sonntag, 8. September 2013

Sehr erfolgreiche VHO-Forscherwoche im Südostmassiv des Toten Gebirges

Blick von der Plankermira zum Grimming (2351 m). Foto: R. Seebacher
Von 10. bis 18. August 2013 veranstaltete der Verein für Höhlenkunde in Obersteier (VHO) sein traditionelles Forscherlager im Bereich des Hochplateaus des Toten Gebirges. Acht Höhlenforscher schlugen ihr Lager für über eine Woche in der Nähe der Plankermira (2178 m) im Südostmassiv des Gebirges auf. Dies waren Heidrun André, Richard Frank, Ernest Geyer, Peter Jeutter, Markus Kreuß, Rebecca Lawson, Thomas Schneider und Robert Seebacher. An zwei Tagestouren war zusätzlich Franz Schmidt beteiligt.
Forschungsteam v.l.n.r.: E. Geyer, R. Seebacher, M. Kreuß, R. Lawson, P. Jeutter, T. Schneider, H. André, R. Frank. Foto: R. Seebacher

Biwakplatz mit Schutzhöhle am Hochweiß. Foto: R. Seebacher

Gemeinschaftszelt in der Schutzhöhle. Foto: M. Kreuß
Das Forschungsgebiet befindet sich im Gemeindegebiet von Tauplitz, nördlich der Ödernalm und liegt auf über 2000 m Seehöhe. Der mühsame Aufstieg über mehr als 800 Höhenmeter erfolgte großteils weglos und nahm rund drei Stunden in Anspruch. Als Stützpunkt diente die Schutzhöhle am Hochweiß (1625/74) in deren unmittelbaren Nähe auch das Lager aufgebaut wurde.

Blick zum Forschungsgebiet. Foto: R. Seebacher
Zuletzt waren in den 1970er und 1980er Jahren Höhlenforscher aus Bad Mitterndorf (VHO, damals Sektion Ausseerland d. LV f. HK Stmk.) und aus Frankreich (G.S.D., G.S.C., S.A.C.) in diesem stark verkarsteten Gebiet tätig. Rund 60 Höhlen und Schächte wurden aufgenommen, teilweise erforscht und vermessen. Es blieben jedoch zahlreiche Höhlen und Höhlenfortsetzungen unbearbeitet, wodurch hier noch immer ein enormes Forschungspotenzial besteht.
Eingang der Wildbaderhöhle. Im Hintergrund der Hochweiß (2158 m). Foto: R. Seebacher
Einstiegsschacht der Wildbaderhöhle. Foto: R. Seebacher

Oberes Horizontalsystem. Foto: M. Kreuß
Oberes Horizontalsystem. Foto: M. Kreuß

Speziell in der Wildbaderhöhle (1625/150), welche bei einer Länge von 1737 m bis in eine Tiefe von  874 m erforscht wurde, schlummert ein mächtiges Potenzial.
Obere Horizontaletage.Petrefaktengang. Foto: M. Kreuß
So wurde diese Höhle zum Hauptforschungsobjekt dieser Woche erkoren. Mit bis zu vier Vermessungsteams, welche parallel in verschiedenen Bereichen der Höhle arbeiteten,  war bald ein Großteil der bisher bekannten Höhlenteile vermessen. Einige Abschnitte beinhalten bemerkenswerten Sinterschmuck in Form von Tropfsteinen und Kalzitkristallen.
Große Sinterbruchstücke in der oberen Horizontaletage. Foto: M. Kreuß
Kristall und Exzentiquesbildungen. Foto: M. Kreuß
Obere Horizontaletage, kurz vor dem Germanenschacht. Foto: M. Kreuß
Die Höhle weist eine deutliche stockwerkartige Gliederung auf. Es sind mehrere Horizontaletagen ausgebildet (-30 m, -50, -130 m, - 270 m, -360 m, -850 m) die teilweise beachtliche Raumdimensionen erreichen. Die Labyrinthe zwischen -30 m und -130 m wurden großteils aufgearbeitet und neu vermessen (~ 700 m). Die bei -130 m ansetzende Etage ist deutlich an das Fallen der Schichten gebunden und konnte auf eine Länge von über 1500 m in zwei Richtungen vermessen werden. Von dieser Etage führen zahlreiche mächtige Schachtsysteme mit bis zu 195 m tiefen Direktschächten weiter in die Tiefe. Zahlreiche, auch horizontale Fortsetzungen blieben hier noch unbearbeitet. Besonderes Interesse galt einem Abschnitt, welcher von den französischen Höhlenforschern nicht gänzlich untersucht wurde. Um dieses Horizontalsystem zu erreichen, muss über zahlreiche Schachtstufen bis in eine Tiefe von 360 m abgestiegen werden. Besonders beeindruckend ist der vollkommen senkrechte, 151 m tiefe Germanenschacht mit einem Durchmesser von über 10 m.
Enger Schachteinstieg, kurz vor Erreichen des unteren Horizontalnivieaus. Foto: R. Seebacher



Unteres Horizontalniveau, Ostteil. Foto: R. Seebacher
Der besagte Horizontalteil führt sowohl in Richtung Westen, als auch nach Osten, wo in einer Entfernung von rund 2 km das über 23 km lange DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem auf der Tauplitz Hochalm liegt.
Die Gänge sind teilweise als Canyon ausgebildet und erreichen oftmals eine Höhe von 40 m. Nach Westen ist der Mäander anfangs recht schmal und konnte auf eine Länge von 240 m vermessen werden. Hier wurde der Endpunkt der Franzosen noch nicht erreicht. In Richtung Osten hingegen befindet sich bereits nach etwa 150 m der Endpunkt der französischen Höhlenforscher, eine geräumige Halle. Hier war es bereits bei einer er ersten Touren möglich über einen schwierigen, extrem brüchigen Kletteraufstieg die Fortsetzung der Passage zu entdecken. Der schön mit Tropfsteinen und Sinterbildungen dekorierte Gang führt von hier sehr großräumig weiter in den Berg. Starker Luftzug deutet auf ausgedehnte Fortsetzungen hin. Nach einer Strecke von weiteren 200 m erreichte das Vermessungsteam einen beeindruckenden, rund 50 m hohen Dom. Dieser neu entdeckte Höhlenraum wurde zum Andenken an unseren im Vorjahr verstorbenen Höhlenkameraden und Freund  Erwin-Hüttner-Dom benannt.
Trockene Canyonpassage im Ostteil, kurz  nach dem Erwin-Hüttner-Dom.
Foto: R. Seebacher
Im Anschluss an diese Halle kündigte in einer tief eingeschnittenen Schlucht starkes Wasserrauschen einen Bachlauf an. Das Team konnte diesem Bach noch eine Weile lang folgen, bis ein überhängender Abbruch den Vorstoß stoppte. Dieser Punkt liegt bereits 1,2 km vom Eingang entfernt und führt weiter in Richtung Osten.
Erreichter Endpunkt im Ostteil. Foto: H. André
Hier werden die Forschungen im nächsten Jahr fortgesetzt und es wird sich zeigen, wie weit man unter das Hochplateau des Toten Gebirges vordringen kann.
Des weiteren wurde auch die nahe Riffrandhöhle (1625/140) bearbeitet. Dieses Objekt liegt über den Gängen der Wildbaderhöhle und konnte auf 130 m Länge und 46 m Tiefe erforscht und vermessen werden. Leider endet die Höhle in einem riesigen Versturz und es konnte die erhoffte Verbindung nicht realisiert werden. 
Tagesausklang im Gemeinschaftszelt. Foto: M. Kreuß
Obwohl diesmal lediglich in zwei Höhlen geforscht wurde, konnten bei dem Lager fast 4 km an unteririschen Passagen aufgenommen werden. Die durch Vermessung dokumentierte Länge der Wildbaderhöhle liegt nun bereits bei 3.601 m (GML: 3.733 m). Dazu war es notwendig über 600 m an Fixseilen  einzubauen. Sämtliche befahrenen Bereiche wurden zusätzlich mittels Fotos dokumentiert.
Geländeerkundungen und Oberflächenvermessungen rundeten die Arbeiten dieser Woche ab.
In Anbetracht der zahlreichen neu entdeckten Fortsetzungen beabsichtigt der Verein auch im Jahr 2014 eine Forscherwoche in diesem Gebiet abzuhalten.
Nach dem Abstieg fand das Forscherlager in der Steinbrecherhütte bei Bratl und Musik einen gemütlichen Ausklang.

Gemütlicher Ausklang bei der Steinbrecherhütte. Foto: R. Seebacher
Ein Dankeschön an alle Personen, die mit ihrem Einsatz für das Gelingen der Unternehmung „Plankermira-2013“ beigetragen haben. Besonderer Dank gebührt folgenden Personen und Institutionen: Öderer Almgenossenschaft, Österr. Bundesforste AG, Tauplitz Alpgenossenschaft sowie Renate und Albert Sonnleitner von der Steinbrecherhütte in der Ödernalm.