Mittwoch, 18. Februar 2015

Erneuter Tiefenvorstoß im Ozonloch (DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem)

Im März 2014 war es gelungen, im Tiefensystem des Ozonlochs den stark hochwassergefährdeten 119 m tiefen Silberschacht zu überwinden. In einem weiterführenden Canyon musste wegen Seilmangel in 789 m Tiefe umgekehrt werden.
Der Aufstieg zum Eingang erfolgte bei idealen Wetterbedingungen. Foto: R. Seebacher
Nun wurde im Februar 2015 die Erforschung dieses bedeutenden Tiefensystems durch Peter Jeutter und Robert Seebacher fortgesetzt.
Der Aufstieg mit Tourenschi erfolgte am Freitag den 13. bei herrlichem Winterwetter und ohne Schwierigkeiten. Der Einstieg war Aufgrund des bisher stürmischen Winterverlaufes nur mit einem ca. 50 cm dicken Schneedeckel verschlossen und war rasch geöffnet.
Bereit für den Abstieg. Foto: R. Seebacher
Im Biwak, 460 m unter dem Eingang. Foto: R. Seebacher
Anschließend erfolgte der Abstieg bis ins Biwak in 460 m Tiefe. Am nächsten Tag wurde nach einem ausgiebigen Frühstück die Erforschung in Angriff genommen. Dazu mussten 160 m neues Seil, Verankerungsmaterial und ein Akku-Bohrhammer mitgenommen werden. In den sehr hochwassergefährdeten Abschnitten Traglkaskaden (-587 m bis -660 m) und dem Silberschacht (-660 bis -780 m) waren fast sämtliche Seile nach der letzten Tour aufgezogen worden und mussten nun neu eingebaut werden. Am bisherigen Forschungsendpunkt gelang es in rund 790 m Tiefe einen sehr nassen Schacht zu traversieren und in einen fossilen Höhlenteil zu gelangen. Dieser Abschnitt führt mit bis zu 20 m tiefen Schachtstufen nordwärts weiter in die Tiefe. Der anfangs trockene Lehm wurde ab – 830 m von zähem „Gatsch“ abgelöst. Der durch ein Sickerwassergerinne total durchfeuchtete Lehm geriet immer wieder in Bewegung und ergoss sich in Form von kleinen Schlammlawinen in die folgenden kleinen Schachtstufen.  So wurde dieser Höhlenteil kurzerhand mit dem Namen „Niagatschera-Fälle“ versehen. 
Im Höhlenteil "Niagatschera-Fälle" in ca. 860 m Tiefe. Foto: R. Seebacher
Nachdem sämtliches Seil verbraucht war, wurde der Vorstoß nach einer kurzen abfallenden Canyonpassage durch einen neuerlichen Schachtabbruch gestoppt. Dieser Punkt liegt bereits auf einer Seehöhe von 1126 m, 870 m unter dem Eingang. Ein in dieser Tiefe vermutetes Horizontalniveau konnte in dieser Höhle bisher noch nicht nachgewiesen werden.
Bei diesem Vorstoß handelt es sich um den bisher zweittiefsten erreichten Punkt im DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem, sowie um den vierttiefsten Abstieg im gesamten Toten Gebirge.
Wieder am Tageslicht. Im Hintergrund das Gr. Tragl (2179 m). Foto: R. Seebacher
Im Zuge dieser 68-stündigen Tour konnten 124 m Neuland vermessen werden. Dadurch erhöhte sich die Gesamtlänge des DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystems auf 23.847 m, die Niveaudifferenz bleibt mit 1092 m unverändert.

Ein Dank für die logistische Unterstützung gebührt der Tauplitz Alpenstraßen AG, Johann Stieg, Herbert Bliem (Naturfreundehaus) sowie Franz Reischl (Kirchenwirt).