Dienstag, 9. Februar 2016

Teilerfolg im Endlehmsiphon der Bullenhöhle

Bei zwei langen Arbeitseinsätzen im Oktober 2015 und im Jänner 2016 gelang es den 180 m unter dem Eingang gelegene End-Lehmsiphon der Bullenhöhle zu öffnen. Dazu war es notwendig zwei große Blöcke mittels Treibkeilen zu zerlegen und mehrere Kubikmeter Lehm aus der Fortsetzung zu schaffen.

Nachdem der Lehmsiphon geöffnet wurde, setzte sogleich deutliche Wetteführung ein. Hinter einem ersten Sunk konnte bis in eine kleine Kammer vorgedrungen werden. Dort führt der Gang wieder nach unten und ist wieder fast zur Gänze mit Lehm verfüllt. Hier konnten etwa 3 m dieses Ganges freigelegt werden. Ob es hier möglich ist, zum Sammler des Tauplitzalm-Aquifers vorzudringen, wird sich bei der nächsten Tour zeigen.

Die Gesamtlänge der Bullenhöhle stieg durch diese Unternehmungen geringfügig auf 591 m.
Teilnehmer Oktober 2015: Christian Huber, Robert Seebacher 
Teilnehmer Jänner 2016: Andreas Glitzner, Christian Huber, Christian Knobloch, Iris Koller, Robert Seebacher

Donnerstag, 31. Dezember 2015

Forscherlager am Woising

Das 2015er Spätsommer-Forschungslager am Woising hat von 29. August bis 06. September stattgefunden. Teilnehmer waren Uwe Kalmbach und Markus Kreuß (beide VHO) sowie Sebastian Heiland (Salzburg).
Bei strahlendem Sonnenschein sind wir am Samstag über das Appelhaus ins Biwak aufgestiegen. Erwartet hat uns eine überraschend sonnige und warme Biwakwoche, in die es nur gegen Ende etwas hineingeregnet hat. Auf dem Programm standen eine Oberflächentour sowie die Weiterforschung an den zahlreichen offenen Fortsetzungen in den Höhlen. Nachdem wir im letzten Jahr den lange ersehnten Zusammenschluss der beiden größten Höhlen (Nervensystem, Hochdruckblasi) feiern konnten, führte uns diesmal praktisch jede Tour ins „Woisinghöhlensystem“.
Die erste Tour führte in den 2013 gefundenen und Blasi2 getauften Bereich, welcher zahlreiche und große offene Fortsetzungen aufweist. Hier haben wir am letztjährigen Ende einen Schacht queren und den Weiterweg erforschen können. Leider enden alle der fünf Fortsetzungen in zu engen Klüften oder verlehmten Röhren und so haben wir auf dem Rückweg alle Seile wieder ausgebaut. Der starke Luftzug geht in eine Kluft, die wir am Beginn dieses Höhlenteils noch einsehen können und uns aus Zeitmangel für eine der kommenden Touren aufheben wollen.
Die zweite Tour haben wir bei strahlendem Sonnenschein genutzt, um einige große Oberflächenschächte in Richtung Woisinggipfel anzuschauen. Diese Schächte liegen direkt über den Tag fernen Teilen unseres Höhlensystems. Der erste endete auf  ca. -50 m durch Eisverschluss. Der zweite war wirklich beeindruckend mit einer 50 Meter tiefen schrägen Eiswand, die sich weiter in großer Dimension in die Tiefe zieht. Wegen extrem akuten Steinschlags (durch die Tageshitze freigeschmolzenes Geröll) haben wir hier umgedreht. Dieser Schacht bleibt interessant, wenn es kälter ist oder noch Schnee über dem Geröll liegt. Der letzte Schacht an diesem Tag sollte sich als Volltreffer entpuppen. Uwe hat ihn schon früher im Sommer entdeckt und wegen dem gewaltigen, horizontalen Eingang als „Woising-Koloss“ bezeichnet. Nach einer 10 m und einer 25 m Stufe stehe wir in einer größeren Halle. Ein beeindruckender Luftzug streicht in einem großen Gang nach unten und führt uns an eine nächste Schachtstufe. Ich bohre einen Dübel, hänge das 60m Seil ein und werfe es nach unten. Überraschenderweise hängt es frei im Raum unter mir. Ein hinterher geworfener Stein schlägt erst nach knapp 8 Sekunden auf. Das wird tief: 100 – 150 m mindestens! Und wir müssen leider aus Zeit-, Seil- und mentalem Mangel umkehren. Der „Koloss“ wartet auf uns. Nächstes Jahr.
Die dritte Tour haben wir genutzt, um einige seit langem offene Fragezeichen im Bereich „Mistralgang“ im Nervensystem anzuschauen. Durch den Ballonhöhlen-eingang seilen wir rasch die ca. 150 Höhenmeter auf das 1640er Niveau und gelangen in den stark bewetterten Höhlenbereich. Am Westende des Ganges ist seit Jahren ein großes Fragezeichen im Plan unter „Nebeldom“ vermerkt.

Nebeldom – leider keine Fortsetzung
Leider enden beide großen Schachtfortsetzungen wie so häufig in unbefahrbar engen Mäandern. Eine Horizontalfortsetzung auf dem 1640er Niveau können wir nicht finden. Auf dem Weiterweg Richtung Ost-Mistralgang erforschen wir zwei nach unten führende Lehmröhren, welche ebenfalls beide in zu engen Mäandern enden. Auf dem Weg nach Draußen (über den Nordabsturz) erblicken wir noch eine große, fossile Gangfortsetzung, welche aber durch eine Schachtquerung versperrt ist. Aus Materialmangel muß diese wohl zusammen mit dem Koloss bis nächstes Jahr warten.
Die nächste Tour haben wir genutzt, um ein wiederum sehr altes Fragezeichen aufzuarbeiten. Über den „historischen“ Nervensystem E1 wollten wir in den 1992 angefahrenen tiefsten damaligen Teil „Wasserschacht“ absteigen. Da alle alten Seile im Eingangsbereich unter einer meterdicken Eisschicht liegen, mußten wir alles neu einrichten. Nach einer kurzen Schlufstrecke sind wir ins „vegetative Nervensystem“ gelangt. Beeindruckende fossile Tunnel mit Sand- und Sedimentfüllung prägen hier das Raumbild. 

Vegetatives Nervensystem: große Sand- und Lehm gefüllte horizontale Gänge auf dem 1720er Niveau prägen hier das Raumbild.
Leider haben wir auch über 20 Jahre später und mit stärkerer Lichtleistung keine Fortsetzung dieser Tunnel finden können. Aber den Abstieg an den alten Seilen in den Wasserschacht haben wir gefunden und überlebt. Und genau am damaligen Forschungsendpunkt ist nun ein paar Meter gegenüber ein neues Seil im Schein der Lampen zu erkennen. Wir setzen einen Haken und stehen genau da, wo wir an der ersten Tour im Blasi2 in die Kluft geschaut haben. Wow! Zweiter Zusammenschluss von Nervensystem und Hochdruckblasi. Damit leider aber auch gleich zwei Hauptfortsetzungen im Plan „gelöscht“.
Die zweite Verbindung zwischen Hochdruckblasi und Nervensystem an einer historischen Endstelle von 1994!
Wir sind froh, nicht über die alten Seile im Wasserschacht aufsteigen zu müssen, sondern über den Blasi2 aussteigen zu können. Im Bereich Treppenhalle erforschen wir den nach oben führenden Gang und finden großräumiges Neuland. Auch hier müssen wir zuletzt wegen Materialmangel an einem 10 m Abstieg umkehren. Hier geht es sehr großräumig und bewettert weiter auf exakt 1640 m Höhe.
Am fünften Forschungstag wollen wir eine etwas kürzere Tour machen und den tagnahen Bereich „Deckenhalle“ im Hochdruckblasi abschließen und die dortigen Seile ausbauen. „Leider“ entdecken wir am Westende der Halle einen kleinen, bewetterten Kriechgang, welcher sich als Hauptfortsetzung herausstellt. Nach einem engen Abstieg und einem Sandschluf erreichen wir schön dimensionierte fossile Gänge mit starkem Luftzug auf dem 1720er Niveau.

Durch diesen engen und stark bewetterten Schluf haben wir die Luftwirbelgänge entdeckt.
Wir vermessen fast 300 Meter ohne Seil, bevor wir an einer Schachtquerung umkehren. Zahlreiche offene Fortsetzungen, sowie der starke Luftzug führen uns somit auch am letzten Forschungstag wieder in diesen Bereich. Nach dem Sandschluf bauen wir ein Seil in eine nach unten führende Röhre uns stehen plötzlich da, wo wir am Vortag umgekehrt sind. Auf dem Topo sieht man, das die Gänge einen Kreis bilden. Wie soll aber der Luftzug im Kreis gehen? Darum taufen wir den Bereich kurzerhand „Luftwirbelgänge“. Vielleicht ein seltenes Phänomen endlos zirkulierender Luft? Oder doch noch eine Fortsetzung, die wir übersehen haben? Am anderen Ende der Luftwirbelgänge bauen wir ein Seil in einen großen Mäander und enden frustriert – wie so oft – an einer unbefahrbaren Fortsetzung. Erst im Aufstieg am Seil erkennen wir, dass am gegenüberliegenden Ende eines einsehbaren Parallelschachts ein großer, horizontaler Gang genau auf 1720 m weiterführt. Perfekte Hauptfortsetzung also für den gesamten Bereich und für nächstes Jahr. Und das Ganze dazu noch sehr eingangsnah.



Am letzten Tag regnet es leider in Strömen und wir müssen das Biwak bei diesem Wetter abbauen und winterfest machen. Unangenehm, aber irgendwann fertig damit, machen wir uns danach auf den Weg ins warme Appelhaus zu Bier und Schweinsbraten neben dem neuen Ofen in der Gaststube und steigen danach nach Grundelsee ab.

Fazit: Insgesamt haben wir in diesem Forschungslager 790 m Neuland erforscht und vermessen – und wieder einmal an zahlreichen großen, offenen Fortsetzungen umdrehen müssen. Die Gesamtganglänge des Woisinghöhlensystems erhöht sich somit auf 14,1 km, die Höhendifferenz bleibt gleich bei 382 m. 

Text und Fotos: Markus Kreuß

Dienstag, 20. Oktober 2015

Neue Vereinsmitteilungen in Buchform

Das neue Buch des Vereines ist fertig. Es umfasst 380 Seiten und beinhaltet zahlreiche Artikel von insgesamt 30 Autoren. Illustriert mit zahlreichen Farb- und SW-Bildern, Plänen und Tabellen gibt es einen guten Überblick über sämtliche aktuellen Forschungsprojekte des VHO.



Alle Mitglieder erhalten das Buch kostenlos.

Sonstige Interessenten können es um € 25.- erwerben.
Versandkosten: Österreich € 4.-, Deutschland € 9,90


Samstag, 17. Oktober 2015

3. Forscherlager im Bereich der Plankermira



Von 8. bis 15. August 2015 fand das VHO-Forscherlager bereits zum 3. Mal im Bereich der Plankermira im Südostmassiv des Toten Gebirges statt. Die Teilnehmer waren Heidrun André, Andreas Glitzner, Peter Jeutter und Robert Seebacher.

Das zwar kleine aber dennoch schlagkräftige Team2015. Vlnr: Peter Jeutter, Andreas Glitzner, Heidrun André und Robert Seebacher.
Foto: R. Seebacher 

Das außergewöhnlich schöne und stabile Wetter wurde dazu genutzt das extrem hochwassergefährdete Tiefensystem der Wildbaderhöhle weiter zu dokumentieren und zu erforschen. In zwei bis zu 16-stündigen Tagestouren gelang es, das Schachtsystem bis in eine Tiefe von 700 m einzubauen. Trotz der herrschenden Trockenheit waren die bis zu 86 m tiefen Schachtstufen sehr nass und es war oft schwierig dem Höhlenbach auszuweichen. Dennoch konnte dieser Höhlenteil bis in eine Tiefe von 683 m auch vermessen und genau dokumentiert werden.

Sehr enger Schachteinstieg im Tiefensystem der Wildbaderhöhle (-450 m).
Foto: R. Seebacher 


Tiefensystem der Wildbaderhöhle. Foto: R. Seebacher 


Schachteibau in einem sehr nassen Abschnitt. Wildbaderhöhle -660 m.
Foto: R. Seebacher 
Eine weitere extreme Tour führte bis zum Ostende des Horizontalteiles, wo etwa 160 m schwieriges Neuland entdeckt und vermessen werden konnte. Enge Canyonpassagen, Kletteraufstiege und Siphone prägen diesen Höhlenteil. Momentan gestaltet sich der Weg in Richtung Osten sehr aufwändig und es bedarf wohl noch mehrere weitere Touren um dort einen Durchbruch zu erzielen.


Rast in rund 350 m Tiefe am Rückmarsch von den Ostteilen der Wildbaderhöhle. Foto: R. Seebacher. 
Insgesamt gelang es in der Wildbaderhöhle über 700 m zu vermessen, wodurch die durch den VHO dokumentierte Gesamtlänge auf 5.642 m anwuchs.

Oberflächenarbeit im Bereich der Hochweiß-Westflanke. Foto: R. Seebacher
Weiters konnte die rund 100 m lange Tropfsteinhöhle am Niederweiß lokalisiert und vermessen werden. Im Zuge von Oberflächenerkundungen gelang es auch den sehr versteckt gelegenen Eingang der Augensteinhöhle wiederzufinden, sowie weitere in den 1970er Jahren erforschte Schächte genau einzumessen.

Nach dem Abstieg ins Tal fand das Forscherlager in der Steinbrecherhütte auf der Ödernalm auch in diesem Jahr seinen sehr gemütlichen Ausklang.



Ein herzliches Dankeschön an alle, die für den Erfolg des Forscherlagers „Plankermira-2015“ etwas beigetragen haben. Besonderer Dank gebührt der Öderer Almgenossenschaft, der Österr. Bundesforste AG, der Tauplitz Alpgenossenschaft, der Tauplitzalmstraßen AG, sowie Renate und Albert Sonnleitner von der Steinbrecherhütte.

Sonntag, 11. Oktober 2015

Neuland im Traumschacht

Der bereits im Jahr 1998 im Zuge eines Forscherlagers auf dem Brettstein entdeckte und im selben Jahr auf über 400 m Länge vermessene Traumschacht war Anfang August 2015 erneut Ziel einer Unternehmung.

Herrlicher Blick vom Brettstein zum Dachstein. Foto: R. Seebacher

Bei ausgezeichneten Witterungsbedingungen stiegen Robert und Sebastian Seebacher schwer bepackt in rund 1,5 Stunden zum Schachteingang auf. Vom Eingang weg, mussten sämtliche Seile und Verankerungen neu eingebaut werden.

Sebastian Seebacher beim Abstieg durch den 40 m tiefen Einstiegsschacht. Foto: R. Seebacher
Nur ein kleiner Durchschlupf durch den Schneepfropfen konnte freigelegt werden. Foto: R. Seebacher
Am Grund des 40 m tiefen Einstiegsschachtes war es notwendig, einen Schneepfropfen zu überwinden. Nur mit Mühe konnte ein kleiner, senkrechter Durchschlupf freigelegt werden. Darunter war die Höhle aber weitgehend schneefrei, wodurch ein kleiner Durchgang in die erste Halle befahrbar wurde und man sich einen kleinen Schachtabstieg sparen konnte.
Nach der Halle führt die Höhle durch sehr kleinräumige Röhrengänge zu einem 30 m tiefen Schrägschacht. An dessen Grund besitzt der Traumschacht ausgedehnte Horizontalteile, die steil ansteigend bis zu einem Versturz, nahe an die Oberfläche heranreichen.

Engräumige Röhren und Canyons prägen den Mittelteil der Höhle. Foto: R. Seebacher 
Sebastian beim Einstieg in den 30 m-Schrägschacht. Foto: R. Seebacher
Das Ziel unserer Tour war aber die Erforschung eines weiteren Schachtes am tiefsten Punkt der Höhle. In diesem mindestens 50 m tiefen Schacht konnte im Zuge dieser Tour bis auf einen Zwischenboden in insgesamt 126 m Tiefe abgestiegen werden. Hier konnte aufgrund von Zeit- und Materialmangel nicht mehr weiter abgestiegen werden, wodurch die weitere Erforschung dieses interessanten Höhlenteiles an einem späteren Zeitpunkt erfolgt.

Die vermessene Gesamtlänge des Traumschachtes erhöhte sich durch diese Tour auf 466 m bei einer aktuellen Tiefe von 126 m.

Samstag, 10. Oktober 2015

Eine neue Wasserhöhle im Dachstein

Im Zuge von Geländeerkundungen an den Nordflanken des steirischen Dachsteinplateaus gelang es im Frühjahr 2015 überraschend, einen bisher unbekannten, starken Quellaustritt zu entdecken.

Sebastian Seebacher vor dem Eingang. Foto: R. Seebacher
Die mit grobem Blockwerk verlegte Karstquelle befindet sich etwa 200 Höhenmeter über der Talsohle in sehr steilem Gelände in unzugänglichen Dolomitgräben. Der Zustieg ist schwierig und ziemlich mühsam.
Fast bereit zum Tauchen. Foto: S. Seebacher
In mehreren Aktionen war es möglich zahlreiche große Blöcke mit Treibkeilen zu zerlegen und zu entfernen. Es gelang schließlich den Zugang zu einer etwa 1,5 m² großen Wasserfläche zu öffnen, von der ein kleinräumiger Siphon in die Tiefe führt. Die Höhle wurde Keltenbrunnen genannt und stellt die bisher einzige betauchbare Höhle in diesem Gebiet dar.


Bei einem ersten Tauchvorstoß durch Robert Seebacher, unterstützt durch Sebastian Seebacher gelang es im Juni 16 m weit bei einer maximalen Tauchtiefe von 7 m vorzudringen. Die Unterwasserstrecke weist mehrere Engstellen auf und konnte bis zu einer sehr engen, senkrechten Spalte betaucht werden. Ob dieses Hindernis überwunden werden kann, muss bei weiteren Tauchgängen geklärt werden.



Einbau einer Messstation in der Bullenhöhle

Im Zuge des Speleotect-Forschungsprogrammes des Naturhistorischen Museums Wien konnte am 11.06.2015 durch Ivo Baron, Johann Stieg und Robert Seebacher in der Bullenhöhle eine Messstation eingebaut werden.

Johann Stieg beim Verlegen des Kabels für die Stromversorgung. Foto: R. Seebacher

Vom Parkplatz der Tauplitzalmstraße bis zur Messstelle in 30 m Tiefe wurde eine permanente Stromversorgung installiert. In diesem Zusammenhang sei den Tauplitzer Fremdenverkehrsbetrieben für die Anschlussmöglichkeit und die Bereitstellung der Energie recht herzlich gedankt.
  
Ivo Baron während der Installation des Messeinheit in rund 30 m Tiefe. Foto: R. Seebacher

An der Messstelle werden rezente tektonische Bewegungen der Bullenöhlen-Störung aufgezeichnet. Die Bullenhöhle ist eine von mehreren Standorten, verteilt in ganz Österreich. Die Erkenntnisse der Aufzeichnungen in Verbindung mit der Auswertung von Erdbeben sollen in Zukunft die Voraussage bevorstehender Erdstöße ermöglichen.



Mittwoch, 18. Februar 2015

Erneuter Tiefenvorstoß im Ozonloch (DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem)

Im März 2014 war es gelungen, im Tiefensystem des Ozonlochs den stark hochwassergefährdeten 119 m tiefen Silberschacht zu überwinden. In einem weiterführenden Canyon musste wegen Seilmangel in 789 m Tiefe umgekehrt werden.
Der Aufstieg zum Eingang erfolgte bei idealen Wetterbedingungen. Foto: R. Seebacher
Nun wurde im Februar 2015 die Erforschung dieses bedeutenden Tiefensystems durch Peter Jeutter und Robert Seebacher fortgesetzt.
Der Aufstieg mit Tourenschi erfolgte am Freitag den 13. bei herrlichem Winterwetter und ohne Schwierigkeiten. Der Einstieg war Aufgrund des bisher stürmischen Winterverlaufes nur mit einem ca. 50 cm dicken Schneedeckel verschlossen und war rasch geöffnet.
Bereit für den Abstieg. Foto: R. Seebacher
Im Biwak, 460 m unter dem Eingang. Foto: R. Seebacher
Anschließend erfolgte der Abstieg bis ins Biwak in 460 m Tiefe. Am nächsten Tag wurde nach einem ausgiebigen Frühstück die Erforschung in Angriff genommen. Dazu mussten 160 m neues Seil, Verankerungsmaterial und ein Akku-Bohrhammer mitgenommen werden. In den sehr hochwassergefährdeten Abschnitten Traglkaskaden (-587 m bis -660 m) und dem Silberschacht (-660 bis -780 m) waren fast sämtliche Seile nach der letzten Tour aufgezogen worden und mussten nun neu eingebaut werden. Am bisherigen Forschungsendpunkt gelang es in rund 790 m Tiefe einen sehr nassen Schacht zu traversieren und in einen fossilen Höhlenteil zu gelangen. Dieser Abschnitt führt mit bis zu 20 m tiefen Schachtstufen nordwärts weiter in die Tiefe. Der anfangs trockene Lehm wurde ab – 830 m von zähem „Gatsch“ abgelöst. Der durch ein Sickerwassergerinne total durchfeuchtete Lehm geriet immer wieder in Bewegung und ergoss sich in Form von kleinen Schlammlawinen in die folgenden kleinen Schachtstufen.  So wurde dieser Höhlenteil kurzerhand mit dem Namen „Niagatschera-Fälle“ versehen. 
Im Höhlenteil "Niagatschera-Fälle" in ca. 860 m Tiefe. Foto: R. Seebacher
Nachdem sämtliches Seil verbraucht war, wurde der Vorstoß nach einer kurzen abfallenden Canyonpassage durch einen neuerlichen Schachtabbruch gestoppt. Dieser Punkt liegt bereits auf einer Seehöhe von 1126 m, 870 m unter dem Eingang. Ein in dieser Tiefe vermutetes Horizontalniveau konnte in dieser Höhle bisher noch nicht nachgewiesen werden.
Bei diesem Vorstoß handelt es sich um den bisher zweittiefsten erreichten Punkt im DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem, sowie um den vierttiefsten Abstieg im gesamten Toten Gebirge.
Wieder am Tageslicht. Im Hintergrund das Gr. Tragl (2179 m). Foto: R. Seebacher
Im Zuge dieser 68-stündigen Tour konnten 124 m Neuland vermessen werden. Dadurch erhöhte sich die Gesamtlänge des DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystems auf 23.847 m, die Niveaudifferenz bleibt mit 1092 m unverändert.

Ein Dank für die logistische Unterstützung gebührt der Tauplitz Alpenstraßen AG, Johann Stieg, Herbert Bliem (Naturfreundehaus) sowie Franz Reischl (Kirchenwirt).

Sonntag, 26. Oktober 2014

Entlegenes Neuland im Sonnenleiterschacht (DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem)

Im Zubringergang zum Hauptsystem des Sonnenletierschachtes. Foto: R. Seebacher
Von 15. bis 17. Oktober 2014 unternahmen Christian Huber, Roland Janko, Johann Püreschitz und Robert Seebacher eine insgesamt 45-stündige Forschungstour in das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem (1625/379) auf der Tauplitz-Hochalm „Trageln“. Als Stützpunkt für die zwei Biwaknächte diente das RK-Biwak in 380 m Tiefe. Ziel der Forschungen war die Suche nach einer Fortsetzung des ausgedehnten Horizontalteiles des Sonnenleiterschachtes in Richtung Norden, bzw. Nordwesten. Um zum Forschungsendpunkt zu gelangen, muss ein vor allem im hinteren Bereich äußerst mühsamer Weg zurückgelegt werden.  Dazu wurden bei einer Tour im Vorjahr bereits umfangreiche Wegverbesserungsarbeiten durchgeführt. Zahlreiche Schachttraversen, Auf- und Abstiege sind zu überwinden. 
Der nördlichste Bereich des Horizontalsystems ist an eine hohe Kluft angelegt und teilweise schwierig zu befahren. Foto: R. Seebacher
Der Endpunkt konnte so relativ rasch in einem rund 2,5-stündigen „Marsch“ erreicht werden. Untersucht wurde ein stark bewetterter Kluftschacht am nördlichsten Punkt des Höhlensystems. Der Abstieg brachte die Forscher über mehrere Stufen bis zu einer sehr tiefen Schachtstufe. Mangels Seil musste der Vorstoß an diesem Punkt abgebrochen werden. Ob dieser Schacht tatsächlich wieder in horizontale Höhlenteile führt ist fraglich und wird bei einer nächsten Tour abgeklärt werden. Eventuell ist die Fortsetzung des fossilen Sammlers auch in einer Kluft oberhalb des bisherigen Höhlenendes zu suchen. Insgesamt gelang es bei dieser Tour in diesem Bereich 118 m Neuland zu vermessen.
Abstieg durch den neu erforschten Kluftschacht. Foto: R. Seebacher
Zusammen mit weiteren, 42 m, welche am Vortag in biwaknähe vermessen werden konnten ergibt sich ein Längenzuwachs von 160 m. Die vermessene Gesamtlänge des DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystems beläuft sich somit aktuell auf 23.722 m.

Dienstag, 21. Oktober 2014

Weitere Forschungen im Gebiet „In den Karen“ auf der Tauplitz-Hochalm

Am 06.10.2014 wurden die Forschungsarbeiten im Gebiet „In den Karen“, nördlich der Tauplitz Schachtzone fortgesetzt. Christian Huber und Robert Seebacher begaben sich bei herrlichem Herbstwetter in das Kahlkarstgebiet auf knapp 2000 m Seehöhe. Wahllos wurde in einer Zone mit zahlreichen, noch unerforschten Schachteinstiegen ein Objekt ausgewählt.
Die beiden Eingänge des Gerlinde-Schachtes. Foto: R. Seebacher
Der 27 m tiefe Einstiegsschacht. Foto: C. Huber
Der geräumige Einstiegsschacht der auf Gerlinde-Schacht (1625/534) getauften Höhle bricht senkrecht 27 m auf einen Blockboden ab. Nach einem engen Durchstieg und einem weiteren, engräumigen 15 m tiefen Abstieg schien die Höhle ihr vorzeitiges Ende zu finden. Starke wechselnde Wetterführung animierte die Forscher jedoch zu einer längeren Grabarbeit in einem Versturz. Nach über einer Stunde Arbeit gelang es das Hindernis zu überwinden und in einen weiteren, 8 m tiefen Schacht vorzudringen.
Die freigelegte Passage. Foto: R. Seebacher
Am Grund dieses Schachtes wurde erneut ein sperrender Versturz angetroffen. Ein Ausräumversuch gelang, jedoch verkeilten sich die großen Blöcke wenige Meter tiefer im Schacht und blockieren diesen nun vollkommen. Um hier weiter vordringen zu können, müsste bei einer weiteren Tour mit Werkzeugen das Blockwerk zerkleinert und der Schacht mühsam ausgeräumt werden.
Insgesamt konnte der Gerlinde-Schacht auf eine Länge von 88 m bei einer Niveaudifferenz von 48 m erforscht und vermessen werden.

Weiters wurde am 07.10.2014 versucht, den bereits in den 1970er-Jahren von Französischen Höhlenforschern bearbeitete Kärntnerschacht I (1625/209) an das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem (1625/379) anzuschließen.
Gang bei 70 m Tiefe. Foto: R. Seebacher

Dieser Gang endet leider an einem Versturz. Foto: R. Seebacher

Der Kärntnerschacht 1 führt ziemlich direkt bis in eine Tiefe von über 150 m. Foto: R. Seebacher
Bei einer informativen Befahrung dieses Schachtes konnte vor zwei Jahren ein bewetterter Versturz gefunden werden. Diese Stelle liegt nur etwa 30 m von den Gängen des Ozonlochs entfernt und nährte die Hoffnung diese Höhle an das über 23 km lange Höhlensystem anbinden zu können. Der Abstieg durch den großen Direktschacht des Kärntnerschachtes gestaltete sich einfach und der in rund 70 m tiefe gelegene Versturz war rasch erreicht. Eine längere Räumarbeit an dem Versturz erbrachte den Durchbruch in eine nach oben führende Kluft, welche aber leider bald durch sehr große Blöcke total verstürzt endet. Obwohl der erhoffte Zusammenschluss nicht gelang, erbrachte die Tour immerhin eine exakte Neuvermessung des Kärntnerschachtes bis in eine Tiefe von 71 m. Die aktuelle Gesamtlänge beläuft sich nun auf 198 m bei einer Tiefe von 152 m.
Herrlicher Sonnenuntergang mit Blick zum Grimming. Foto: R. Seebacher

Freitag, 22. August 2014

Erneut VHO-Forscherwoche im Bereich der Plankermira (Totes Gebirge).

So wie auch im Vorjahr veranstaltete der VHO seine alljährliche Forschungswoche im Bereich der Plankermira im Südostmassiv des Toten Gebirges. Diesmal biwakierten in der Zeit von 09. bis 17. August insgesamt 8 Höhlenforscherinnen und Höhlenforscher in über 2000 Meter Seehöhe. Bewährter Stützpunkt war wieder die Schutzhöhle am Hochweiß (1625/74) in der auch das Gemeinschaftszelt aufgebaut wurde. Die Teilnehmer waren: Heidrun André, Matthias Conrad, Andreas Glitzner, Peter Jeutter, Rebecca Lawson, Neil Pacey, Thomas Schneider und Robert Seebacher.
Blick vom Lagerplatz zum Grimming. Foto: R. Seebacher
Gemeinschaftszelt in der Biwakhöhle 1625/74. Foto: R. Seebacher
Hauptaugenmerk war auf die weitere Erforschung der Wildbaderhöhle gelegt. Hier war es im Vorjahr bereits möglich 3,6 km an Gängen und Schächten zu vermessen. In diesem Jahr gestaltete sich die Forschung aufgrund der schlechten Witterungsbedingungen aber sehr schwierig. Um in dieser Höhle zu den bisher unerforschten Teilen vorzudringen, ist es notwendig, über 360 m tief über teils aktive Schachtsysteme abzusteigen. Aufgrund der äußerst nassen Witterung hatten die Teilnehmer immer wieder mit Wassereinbrüchen zu kämpfen.
Eingang der Wildbaderhöhle. Foto: R. Seebacher
Der Grund des 150 m tiefen Germanenschachtes. Foto: R. Seebacher
Die Forschungen konzentrierten sich in diesem Jahr auf die weitere Erforschung des ausgedehnten Horizontalteiles in rund 1600 m Seehöhe. Hier führt vom Grund der Zustiegs-Schachtserie ein gewaltiges Canyonsystem sowohl in Richtung Osten als auch in Richtung Westen.
Im Osten konnte nach Erklettern einer 15 m hohen Stufe ein stark bewetterter, geräumiger Gang mit ebenem Lehmboden erreicht werden (Zuckerbrot und Peitsche). Dieser führt über eine Schachttraverse hinweg ohne jegliches weitere Hindernis bis zu einem Versturz. Ein Ausräumversuch an diesem Versturz brachte einem Expeditionsmitglied kurzfristig starke Adrenalinwerte, als sich aus einer nur ¼ m² großen Öffnung plötzlich murenartig große Mengen an Material in den kleinen Raum ergoss, in dem er sich befand. In kürzester Zeit wurde der Zugang zu diesem Raum verstopft, wodurch sich dieser rasch zu verfüllen begann. Nach einigen bangen Minuten in Gefangenschaft, gelang es den herbeigeeilten Kameraden, den Ausgang wieder freizulegen.
Der neu entdeckte Gang "Zuckerbrot und Peitsche" im Ostteil der Höhle. Foto: R. Seebacher
Über kleinräumige Röhren und Canyons war es im Bereich der erwähnten Schachttraverse jedoch möglich eine Verbindung zum im Vorjahr entdeckten, darunterliegenden aktiven Teil herzustellen. Dort wurden die Forschungen durch einen Siphon gestoppt. Eine Schachttraverse und ein glitschiger Aufstieg (Fight the slyme) gewährte schließlich den Zugang zu weiteren in Richtung Osten ziehenden Höhlenteilen. Dieser Bereich ist deutlich bewettert und stellt den bisher östlichsten erreichten Punkt in dieser Höhle dar (Ostfront). Es besteht also immer noch die Chance weiter in Richtung DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem vorzudringen.
Die Forschungen in Richtung Westen gestalteten sich ebenso sehr aufwändig. Hier war es möglich einem neu entdeckten Kluftgang insgesamt 350 m weit zu folgen (Telegraph road). Dazu mussten aber zahlreiche Schachttraversen eingerichtet werden. Die Passage ist sehr stark bewettert und führt fast schnurgerade und vollkommen ohne Niveauänderungen nach Westen. Endpunkt der Forschungen ist erneut eine Schachttraverse. Dahinter dürfte sich der Gang erneut weiter fortsetzen.
Eine der vielen Schachttraversen in der "Telegraph road". Foto: M. Conrad
Ein geplanter Abstieg in das Tiefensystem der Höhle musste aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen auf den Herbst verschoben werden.
Bei Oberflächenbegehungen im Bereich des Ostabfalles der Plankermira und des Gebietes östlich des Lagers gelang es zahlreiche neue Höhlen zu entdecken und mittels GPS einzumessen.
Die Blaufisch-Höhle (1625/533) wurde vollständig erforscht und auf eine Länge von 50 m vermessen. Weiters war es möglich, den zwischen den Zeltplätzen gelegenen Firnkegelschacht (1625/128) vollständig zu vermessen.
Abstieg in den Firnkegelschacht (Biwakschacht). Foto: M. Conrad
Insgesamt konnte man in diesem Jahr, rund 1,5 km an Neuland aufnehmen. 1,3 Km davon entfallen auf die Wildbaderhöhle, wodurch sich die dokumentierte Länge dieser hoch interessanten Höhle auf  4.915 m (GML: 5.054m) erhöhte. Die Horizontalerstreckung stieg auf 872 m.
Nach dem Abstieg fand die Forscherwoche 2014 in der urigen Steinbrecherhütte bei Bratl und Bier einen gemütlichen Ausklang.
Aufgrund des noch reichlich vorhandenen Forschungspotenzials wird der Verein auch 2015 eine Forscherwoche in diesem Gebiet organisieren.
Wieder im Tal angekommen. Foto: A. Sonnleitner
Ein Dank an Alle, die für den Erfolg des Lagers „Plankermira-2014“ beigetragen haben. Besonderer Dank gebührt folgenden Personen und Institutionen: Öderer Almgenossenschaft, Österr. Bundesforste AG, Tauplitz Alpgenossenschaft sowie Renate und Albert Sonnleitner von der Steinbrecherhütte in der Ödernalm.