Mittwoch, 6. Februar 2008

Ozonloch-News

Österreich - Totes Gebirge - 'in den Karen'



Sehr erfolgreicher Jahresauftakt auf der Tauplitz-Hochalm:Verbindung zwischen Ozonloch und DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem endlich realisiert!



Die Gesamtlänge wächst durch den Zusammenschluss auf über 20 km, die Niveaudifferenz klettert auf -1092 m.
Von 25. bis 28. Jänner 2008 unternahmen Michael BEHM und Robert SEEBACHER vom Verein für Höhlenkunde in Obersteier (VHO) eine insgesamt 71-stündige, äußerst erfolgreiche Forschungsfahrt in das Ozonloch (1625/406).
Ziel der Tour war, einmal mehr, die Suche nach einer Verbindung zum DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem (1625/379 a-e). Nachdem der auf 1995 m Seehöhe gelegene Eingangsschacht unter der Schneedecke freigelegt wurde stiegen die beiden am ersten Tag bis zum Biwak in 460 m Tiefe ab. Am nächsten Tag gingen sie daran, eine erst im Oktober 2007 entdeckte, aussichtsreiche Fortsetzung weiter zu erforschen. Dazu war es notwendig, über drei kleine Schachtstufen (6 m, 9 m und 7 m) aufzusteigen. Obwohl einige Passagen frei kletterbar waren, erwies sich ein Hilti-Bohrhammer dabei als äußerst nützlich. Oberhalb der Schachtreihe gelang durch Ausräumen eines labilen Versturzes der enge Durchstieg in einen neuen, geräumigen Höhlengang. Dieser ist deutlich bewettert und setzt sich in zwei Richtungen fort. In Richtung Nordosten mündet der Gang aber bereits nach wenigen Zehnermetern von oben wieder in bekannte Teile des Ozonlochs.In der Gegenrichtung führt der Gang ebenfalls bald zu einem Abgrund, welcher aber an der linken Schachtwand traversiert werden konnte. Durch ein Gangfenster war es hier möglich, wieder eine aussichtsreiche Fortsetzung zu erreichen.Die bisher gefundene neue Passage verläuft parallel zwischen Ozonloch und Sonnenleiterschacht von NO nach SW. Ab hier führt der Gang aber nach einem 90° Knick direkt auf die Nordwestpassage des Sonnenleiterschachts zu. Leider währte die Freude nur kurz, denn nach wenigen Metern versinkt der Gang in einem stark bewetterten Lehmsiphon.Nun war wieder einmal Graben angesagt. Der durch ein Tropfwassergerinne sehr feuchte und klebrige Lehm war nur mühsam aus der nach unten führenden Passage zu entfernen. Nach etwa 2 Stunden gelang es aber schließlich das Sediment mit den Füßen so weit nach unten durchzuschieben, dass ein Durchschliefen möglich wurde.Was nun folgte, kann nur als Höhlenforschertraum bezeichnet werden. Ein wunderschöner, trockener phreatischer Tunnel mit 2-3 m Durchmesser führt weiter, fast schnurgerade auf die auf gleicher Höhe liegenden Gänge des DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystems zu. So wie sich die Distanz zwischen den beiden Höhlen von Messzug zu Messzug verringerte, stieg die Spannung fast bis ins unermessliche. Welches Hindernis würde die Höhle, so knapp vor dem Ziel noch parat haben?Keines! Etwa 200 m hinter dem Lehmsiphon mündet der Tunnel ohne weitere größere Hindernisse schließlich in die bekannten Teile des Sonnenleiterschachtes. Nur ein 10 m tiefer Abstieg trennte uns von bereits erforschten Teilen. So wurde die schon lange vermutete Verbindung am 26.01.2008 um 19:35 Uhr endlich verwirklicht.Am nächsten Tag wurde die weit entfernt liegende Fortsetzung des Traglganges aufgesucht. Dazu musste bis in eine Tiefe von 580 m abgestiegen, und dahinter wieder 100 Höhenmeter aufgestiegen werden. Mittels Akku-Bohrhammer gelang es dort eine 10 m hohe Kletterstelle zu überwinden. Leider führt der Gang auch darüber bald wieder senkrecht nach oben und konnte aufgrund von Materialmangel nicht weiter verfolgt werden. Beim Rückweg wurden dann noch einige kleine Seitenteile aufgearbeitet.Insgesamt war es bei dieser Tour möglich 346 m Neuland zu vermessen, wodurch das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem nun eine neue vermessene Gesamtlänge von 20.926 m aufweist.Die Horizontalerstreckung erhöhte sich auf 1.620 m, die Niveaudifferenz kletterte auf -1092 m. Insgesamt hat das ausgedehnte Höhlensystem nun 10 Eingänge, bzw. 4 auf das Hauptniveau-1550 hinabführende Schachtsysteme.
Das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem ist nun die drittlängste, bzw. wieder tiefste Höhle des Toten Gebirges und der gesamten Steiermark.
Dank: Herbert BLIEM und Patrick HAUTZINGER, die bei dieser Tour beim Materialtransport an der Oberfläche mithalfen.
An der Erforschung des Ozonlochs und der Nordteile des Sonnenleiterschachtes waren folgende Personen beteiligt: H. ANDRÉ, M. BEHM, C. ENDLER, A. GLITZNER, P. HAUTZINGER, K. JÄGER, P. JEUTTER, S. KOGLER, U. MEYER, A. NÖSTL, A. ÖRTEL, M. REICHMANN und R. SEEBACHER. (Robert Seebacher, 1.2008)

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