Im Jänner 2008 wurde bei einer Schitour im Bereich südöstlich des Gr. Tragl von mir ein „ausgeblasener“ Schacht entdeckt. Dabei handelte es sich um den ersten im Winter offenen Schacht im nördlichen Bereich dieses stark verkarsteten Gebietes.
Am 06.08.2008 stiegen Peter Jeutter und der Verfasser zu den Schächten auf um diese zu erforschen und zu vermessen. Bewaffnet mit 100 m Seil ging es in den ersten Schacht. Dieser schaute am verheißungsvollsten aus, da er etwa 8 m vollkommen Schneefrei auf einen geneigten Boden abbricht. Ausgeblasene Schächte beinhalten meist ja keinen Schnee. Auch die leichte Wetterführung am Eingang deutete auf die richtige Wahl hin. Am Boden des kleinen 8 m Schachtes weitet sich die Höhle zu einer kleinen Halle mit 8 m Länge, 3 m Breite und 8 m Höhe. Hatten wir etwa sogar einen Horizontalteil angefahren?
Schnell war die Euphorie aber verflogen, als wir bemerkten, dass die Halle nur 2 weitere kleine Tagöffnungen mit unserem Schacht verbindet. Daher stammte auch die Wetterführung. Wir erforschten und vermaßen die kleine Höhle dann auf 40 m Länge bei einer Niveaudifferenz von – 12 m. Da sie uns in die Irre geführt hatte, nannten wir sie Sirenenhöhle.
Ein zweiter, enger Schacht war anschließend schnell auf etwa 8 m Tiefe befahren. Keine Fortsetzung und nicht katasterwürdig.
Der dritte Schacht musste es also sein. Leider kann man hier vom Eingang weg schon eine Menge Schnee sehen, was gar nicht ins Konzept passte. Ein ausgeblasener Schacht mit derart viel Schnee ist ungewöhnlich und natürlich auch ungemütlich.
Beim Abseilen durch den Einstiegsschacht bemerkten wir bald kräftige auswärts gerichtete eisige Wetterführung. Dies war dann auch des Rätsels Lösung. Der Schacht war im Winter nicht ausgeblasen, sondern er saugte die Luft so stark ein, dass er offen blieb. Dem entsprechend fungiert er jetzt im Sommer als "Bläser".
Am Grund des schönen und geräumigen 21 m-Schachtes lag eine langgestreckte Schneezunge. Bis hierher hatte der im Winter kräftige einwärts gerichtete Luftstrom also den Schnee angesaugt. Vorbei an einigen Engstellen und durch mehrere verwinkelte Mäander gelangte der Schnee bis in 77 m Tiefe. Ein weiterer Mäander beginnt an dieser Stelle, was uns jedoch nicht sonderlich beunruhigte.
Erst nachdem eine 3 m hohe Kletterstelle überwunden war, änderten sich die Raumdimensionen drastisch. Der anfangs geräumige Mäander verengt sich hier zu einem nur etwa 10 cm schmalen und 0,5 m hohen Spalte aus der es stark herauswehte. Ein kopfgroßes, ebenfalls bewettertes Loch an der Rechten Wand des Mäanders die einzige noch mögliche Fortsetzung. Da die Wand nur etwa 5-10 cm dick war, gelang es mit Hilfe des Spithammers die Öffnung so weit zu erweitern, dass es ein Durchschliefen erlaubte. Dahinter liegt ein wieder ansteigender Raum, der aber leider auch keine befahrbare Fortsetzung hatte.
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