Montag, 4. November 2019

Ruf der Tiefe - sehr erfolgreiche Forschungstour in die Wildbaderhöhle.

Von 24. bis 27. Oktober 2019 unternahmen Heidrun André, Andreas Glitzner, Christoph Peer und Robert Seebacher (VHO) eine insgesamt 68-stündige Forschungstour in die Wildbaderhöhle. Ziel der Aktion war es die Riesengänge an der Basis des Tiefensystems, rund 870 m unter dem Eingang zu vermessen, sowie nach möglichen Fortsetzungen abzusuchen. Sollten keine weiterführenden Höhlenteile gefunden werden, würde mit dem Ausbau der Seile aus den Schachtsystemen begonnen werden.
Aufstieg von der Ödernalm bei herrlichem Herbstwetter. Foto: R. Seebacher
Die Witterungsbedingungen waren nahezu ideal, hatte es doch bereits seit etwa 10 Tagen nicht mehr geregnet. Lediglich die ungewöhnlich warmen Temperaturen ließen die vorhandenen kleinen Restschneefelder tagsüber etwas abtauen. Dadurch war in der Tiefe mit einer geringfügig erhöhten Schüttung zu rechnen.
Der Aufstieg von der Ödernalm (SH 1200 m) zur Schutzhöhle am Hochweiß (SH 2040 m) dauerte aufgrund der schweren Rucksäcke etwa drei Stunden. Dort machte sich das Team für die nahe gelegene Höhle startbereit. Der Einstieg erfolgte dann um 19:00 Uhr. Der Weg durch die großen, bis zu 150 m tiefen Schächte gestaltete sich problemlos und so konnte das in 350 m Tiefe gelegene Biwak in rund zwei Stunden erreicht werden. Die oberen Höhlenteile bis etwa -150 m waren sehr trocken, am Ansatz des Tiefensystems konnte man den Höhlenbach aber ziemlich kräftig rauschen hören.
Im über 150 m tiefen Germanenschacht. Foto: R. Seebacher
Nach einem ausgiebigen Frühstück und Zusammenpacken der Ausrüstung begann am nächsten Tag der lange Abstieg durch das über 500 m tiefe Schachtsystem. Der Bach hatte bei -350 m eine Schüttung von etwa 1 l/s, wobei sich die Wassermenge durch diverse Zuflüsse bis in 870 m Tiefe auf rund 5 l/s steigerte. In den besonders nassen Schächten zwischen -560 m und -710 m fanden daher Regenoveralls Verwendung, die zusätzlich über dem Schlaz getragen wurden. So gelang es nahezu trocken nach über 4 Stunden den großen, fossilen Gang in 870 m Tiefe zu erreichen. Sämtliche Seile in den nassen Schächten waren bei der letzen Tour aufgezogen worden und mussten nun wieder eingebaut werden.
In der Rue du S.A.C. ca. 880 m unter dem Eingang. Foto: R. Seebacher
Während Heidi und Robert mit der Vermessung und Fotodokumentation der großen Gangpassagen begannen, suchten Andreas und Christoph nach möglichen Fortsetzungen. Dabei gelang es bei -870 m einen kurzen, verblockten Schluf freizulegen. Dieser mündet in die „Verborgenen Gänge“, welche wiederum zum oberhalb verschwundenen Höhlenbach führen. Die so genannte „Offenbarung“, ein mit kleineren Schachtstufen unterbrochener, stark wasserführender Canyon konnte hier weiter in die Tiefe verfolgt werden. In einer Gesamttiefe von 916 m musste an einem mindestens 33 m tiefen Schacht aufgrund von Seilmangel umgekehrt werden.
Im oberen Bereich der Ödernhalle. Foto: R. Seebacher
Die Vermessung des über 300 m langen Horizontalteiles konnte in der Zwischenzeit abgeschlossen werden. Der untere Gangabschnitt wurde zu Ehren der französischen Entdecker „Rue du S.A.C.“ getauft. Im September des Jahres 1983 konnten 5 Forscher des französischen Höhlenvereines, Société des amateurs de cavernes (S.A.C) bis hier vordringen.
Den oberen Bereich des Horizontalteiles bildet die rund 100 m lange, 30 m breite und bis zu 20 m hohe „Ödernhalle“. Ein von dort in Richtung SW ziehender Gang endet nach etwa 30 m an einem Lehmsiphon. Dieser wurde von Andreas und Christoph durchgraben und vorerst eine dahinterliegende kleine Kammer erreicht.
In der Zwischenzeit konnte auch die Vermessung des weiterführenden Tiefensystems abgeschlossen werden.
Nach einer ausgiebigen Stärkung erfolgte der lange Aufstieg durch die Schächte zum Biwak. Wiederum mussten die meisten Seile aufgezogen und an hochwassersicheren Stellen deponiert werden. Nach insgesamt 18 Stunden erreichte das Team müde aber glücklich gegen 06:00 Uhr das Biwak.
Am letzen Tag konnte in 350 m Tiefe eine bisher unbekannte Canyonpassage auf vorerst 54 m vermessen werden.
Schachtstrecke rund 300 m unter dem EIngang. Foto: R. Seebacher
Somit konnten bei dieser Tour 610 m vermessen werden; 556 m davon in einer Tiefe von über 850 m. Die Gesamtlänge der Wildbaderhöhle stieg auf 11.436 m, die Tiefe erhöhte sich auf 916 m, wobei der eingesehene Bereich des Endschachtes bereits auf rund -950 m liegt. Weiters besteht nun mit der neu entdeckten Fortsetzung die berechtigte Hoffnung, dass die Wildbaderhöhle auf mehr als 1000 m Tiefe erforscht werden kann.
Müde aber glücklich zurück am Eingang. Foto: R. Seebacher

Weitere Infos unter: www.hoehle.at  

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